Der am 20. September 1894 in Theresienstadt geborene Gottfried Wurbs war in der Region Friedland in Böhmen einer der bedeutendsten deutschen Fotografen der Vorkriegszeit. Er gehört zu den Personen, die sich in hervorragendem Maße um die Stadt verdient gemacht haben.
Im Jahr 1919 heiratet er in Friedland Elsa Bertha geb. Hausmann. Anton Hausmann, Vater seiner Frau, ist 1887 von Arnsdorf nach Friedland gekommen und war Porträt- und Landschaftsfotograf. Bei ihm war Gottfried Wurbs als Lehrling angestellt. Mitte der 30er Jahre hat er sein Fotoatelier in der Görlitzergasse 59, neben der Eisenwarenhandlung Oswald Schicketanz, eröffnet. Ein weiteres Fotoatelier und einen Lichtbildverlag hat er in Markt Eisenstein im Böhmerwald an der Bayerischen Grenze gegründet, und bis zu seiner Vertreibung 1946 betrieben.
Neben Porträtaufnahmen und Hochzeitfotos spezialisierte er sich vor allem auf Architekturaufnahmen und Landschaft. Seine Impressionen aus Friedland und der Umgebung gehören zu den schönsten Bildeindrücken seines Werkes. Seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen sind heute eine Rarität, die hoch gehandelt werden. Sein Gesamtwerk umfasst eine unübersehbare Zahl von Bildern, von denen nur ein kleiner Teil bekannt und dokumentiert ist. Eine zahlreiche Sammlung seiner Fotoaufnahmen befindet sich u. a. im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München.
Auch als Fotobuchautor hat sich Gottfried Wurbs einen Namen gemacht. Im Jahr 1931 erscheint das Buch mit dem Titel „Verklärte Welt - Die schönsten Bilder von Gottfried Wurbs“ mit 53 hervorragenden Fotografien in Kupfertiefdruck aus dem Verlag „Frankes Buchhandlung“ in Habelschwerdt. Auch in dem 1940 erschienenen Buch von Robert Herzog „Das Isergebirge, die Landschaft Gustav Leutelts“ findet man unter den 72 Bildtafeln einige seine Fotografien.
Im April 1938 brachte der bekannte Lichtbildverlag Gottfried Wurbs in Friedland eine Reihe von 32 verschiedenen Künstlerpostkarten in Sechsfarbendruck heraus, die von der Reichenberger Künstlerin Mimi Härtl stammen. Unter ihnen sind Karten mit feinsinnigen, heiteren Ostermotiven, die gerade rechtzeitig fertig geworden sind, um schon zu Ostern ihre Empfänger zu erfreuen. Den schwierigen Sechsfarbendruck besorgte die grafische Kunstanstalt Gebrüder Stiepel in Reichenberg. Frau Härtl ist Reklamezeichnerin und stellte weitere Postkartenserien in Aussicht. Die Papierhandlungen hatten die Karten auf Lager.
Mit seinem empfindlichen Objektiv fing er nicht nur die Schönheit der Blumen, der Wälder und Bäume ein, sondern auch die Volksarchitektur der Dörfer und der städtischen Winkel. Bekannt sind auch seine seltene dokumentarischen Aufnahmen vom Wallensteinfest, die er in Friedland im Jahre 1934 gemacht hat und die historische Aufnahmen von der Herrschaft und den Interiers des Friedländer Schlosses. Seine Fotos wurden sehr oft in verschiedenen Zeitungen und Publikationen veröffentlicht. Der Name Gottfried Wurbs und der Verlag "Helios" in Friedland ist heute fast unbekannt und vergessen. Es ist wirklich schade, dass das Vermächtnis und das Werk dieses bescheidenen Künstlers in der damaligen Zeit nicht im Ganzen festgehalten wurde.
Ein trauriges Ereignis passierte in dem Haus des Fotografen Gottfried Wurbs in der Nacht von 2. auf den 3. April 1933. Der Angestellte der Wach- und Schliessgesellschaft Alfred Wünsch hat auf seinem Dienstgang bei dem Haus des Fotografen in der Görlitzer Gasse einen Brandgeruch wahr genommen und bemerkte bei näherem Hinschauen, dass aus der Fensteröffnung des Dachgeschosses Rauch herausströmt. Er schlug sofort Alarm und die in der Nähe wohnenden Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr konnten mit Hilfe der Polizei und Hausbewohnern den in einem Wohnraum des 1. Stock ausgebrochenen Zimmerbrand löschen, noch bevor das Feuer größere Dimensionen angenommen hat. Der in dem Wohnraum stehende Badeofen wurde abends angeheizt. Später ist dann glühende Asche herausgefallen, durch die der Fußboden zwischen dem ersten Stock und dem Dachgeschoss in Brand geraten ist. Die Alarmierung der Feuerwehr erwies sich als überflüssig.
2014 - Gottfried Wurbs Ausstellung in Friedland
Am Samstag, den 5. Juli 2014, fand in Friedland in Böhmen die Vernissage der Fotoausstellung "Gottfried Wurbs - Retrospektive" statt. Diese Gedächtnisausstellung zu seinem 120. Geburtstagsjubiläum zeigte einen kleinen Teil seines fotografischen Gesamtwerks, der in dem Zeitraum 1922-1944 entstanden ist und von dem Friedländer Verlag Helios auf zahlreichen interessanten Ansichtskarten herausgegeben wurde. In diesem Verlag erschienen auch In großer Anzahl Weihnachtskarten, Osterkarten, verschiedene Glückwunschkarten, sowie Ansichtskarten von nordböhmischen Städten.
Die Lichtbilder von Gottfried Wurbs wurden erstmals in einer Ausstellung gezeigt und konnten nach langen Jahren wiederentdeckt werden. Der Besucher erhielte die Gelegenheit, einzigartige Aufnahmen aus einer längst vergessenen Zeit zu sehen. Kurz vor der Eröffnung strömten zahlreiche Besucher in den Ausstellungsraum, um sich die Bilder anzuschauen. Fotograf Rainer Kröll-Wurbs aus Friedrichshafen, der Sohn des Fotografen, der als Kurator der Ausstellung tätig war, konnte bei der Vernissage mehr als 60 interessierte Gäste begrüssen. Die meisten davon kamen aus Deutschland.
Die Vernissage war sehr gut besucht. Sozusagen “ein volles Haus”, und die Besucher, die den Ausstellungsraum mit guter Stimmung erfüllten, waren von der Ausstellung begeistert. Die ausgestellten Bilder regten auch zu manch interessanter Diskussion an. In gemütlicher Runde haben wir von 16 Uhr bis fast 18 Uhr bei einem Glas Wein die Bilder betrachtet und über sie gesprochen. Die Begeisterung für die Gottfried Wurbs Ausstellung hat gezeigt, dass diese Veranstaltung in Friedland eigentlich längst überfällig war. Die Besucher kamen auf “ihre Kosten” und waren beeindruckt von der Qualität der gezeigten alten Fotografien. Der schöne Nachmittag und die Begegnung mit der Vergangenheit wird allen noch lange in Erinnerung bleiben. Interessant war, dass sich kein Mensch der Stadtverwaltung, von denen meistens die Ausstellungen in dem Friedländer Rathaus eröffnet werden, an der Eröffnung dieser Ausstellung beteiligt hat. Es hat aber keinen gestört. Es war die erste Veranstaltung dieser Art in Friedland. Die Besucher konnten bis zum 31. Juli 2014 die Ausstellung mit den Fotografien von Gottfried Wurbs in dem Ausstellungsraum des Rathauses in Friedland kostenlos besuchen und die Fotos auch kaufen.
Mit dieser Ausstellung, die ich in Friedland organisiert habe, wurde an die verdienstvolle Arbeit des Friedländer Kunstfotografen Gottfried Wurbs und an das breite Spektrum seiner vielen überaus schönen Fotografien von Naturschönheiten erinnert, die in Nordböhmen in dem vergangenen Jahrhundert entstanden sind. Der Verlag „Helios“, der von seiner Frau geführt wurde, hat damals für Sammler eine umfangreiche Serie von Ansichtskarten mit den glänzenden Motiven aus der zauberhaften Friedländer Natur "Schönheiten unseres Vaterlandes" und "Postkarten der tschechischen Heimat“ mit der Signatur Wurbs zum Grossteil schwarz-weiss gedruckt. Das Fotoatelier und der Verlag "Helios" waren in Friedland i.B. von 1924 bis zum Jahre 1948 in Betrieb, dann übernahm ihn der nationale Treuhändler und Fotograf Josef Mrkvička.
Wie überall, so auch in Eisenstein, wo sich Gottfried Wurbs am Ende des Krieges in seinem Fotoatelier aufgehalten hat, hat man alle vermögende Leute unter den fadenscheinigsten Vorwänden verhaftet. Auch er wurde verhaftet und am 15.8.1945 abgeholt und wegen angeblicher Spionage eingesperrt. Am Anfang war er 10 Tage im Keller des Hotels Bavarie in Eisenstein interniert. Hier wurde er verhört und am 25.August nach Klattau in das Kreisgefängnis eingeliefert. Hier begann am selben Tag sein Martyrium. Dass er mit dem Leben davonkam war ein Wunder. Am 25. Mai 1946 wurde ihm gesagt, dass gegen ihm nichts vorliege, dass die Verhaftung auf einen Irrtum zurückzuführen sei und er wurde plötzlich entlassen. Nachher wurde er mit 500,- RM und 30 kg Gepäck ausgesiedelt.
Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus dem Sudetenland lebte Gottfried Wurbs kurze Zeit in Kirchanschöring im oberbayerischen Landkreis Traunstein. Nachher fand er seine neue Heimat in Lindau am Bodensee. Hier hat er sich eine neue Existenz als Fotograf aufgebaut und hier starb er vor 50 Jahren am 16. August 1970.