„Heimat spürt man, wenn sie einem genommen wird.“
Manchmal geschehen auch im Norden Tschechiens kleine Wunder. Bei strahlendem Sonnenschein wurde am Sonntag, den 17. Oktober, um 16,00 Uhr in der nordböhmischen Ortschaft Bärnsdorf an der Tafelfichte, in dem ehemaligen Kreis Friedland, eine kleine Einweihungsfeier veranstaltet. Nach der Vertreibung der deutschen Dorfbewohner durch die tschechische Behörden 1945, wurde 1949 aus dem deutschen Bärnsdorf an der Tafelfichte der tschechische Ort - Horní Řasnice.
An diesem Tag wurde nach langer Vorbereitugszeit das zum Verfall verurteilte und von dem Verschönerungsverein Bärnsdorf und Wünschendorf in Zusammenarbeit mit Frau Tužová und Petr Zejkan das neu restaurierte und im neuen Glanz erstrahlende alte deutsche Wegekreuz von dem russisch-orthodoxen Priester Michal aus Gablonz feierlich eingeweiht und gesegnet. Herr Petr Zejkan ist Ukrainer und Mitglied der Russsisch-orthodoxen Kirche, und er hatte sich gewünscht, dass die Einweihung des renovierten Wegekreuzes von der Russisch-Orthodoxen Kirche durchgeführt wird.
Das Wegekreuz zeigt den gekreuzigten Jesus Christus. Im Sockel befindet sich eine gemeißelte Inschrift mit dem Text: "O Mein Gott! Wen mir die Kraft abgehet verlasse Du mich nicht!" Auf der Rückseite des Kreuzes ist der Name des Spenders Franz Neumann und der Jahrgang 1865 angegeben. In der Zukunft soll neben dem Kreuz noch eine Sitzbank aufgestellt werden.
Wie mir von der Ortsgemeinde mitgeteilt wurde, ist das historische Kreuz, das bereits im Jahre 1865 von Franz Neumann gestiftet wurde, kein registriertes Denkmal und steht nicht unter Denkmalschutz. Über den Stifter Franz Neumann, der auf dem Sockel genannt ist, sind keine Informationen bekannt.
Das 156 Jahre alte deutsche Wegekreuz, das zu der geistlichen Geschichte des Ortes gehört, ist angeblich Eigentum von Petr Zejkan. Er hat entschieden, und der Verschönerungsverein hat zugestimmt. Es ist sehr interessant und sehr seltsam, was alles in diesem Land in der letzten Zeit passiert ist. Das traurige Kapitel des zerstörten Kreuzes hat sich zum Guten gewendet, und ist hiermit beendet.
Die festliche Atmosphäre wurde nur durch die Ruinen der umliegenden Häuser gestört, in denen die deutschen Einwohner von Bärnsdorf bis zur Vertreibung gelebt haben. Es ist eine Schande, wie es in der Umgebung des restaurierten Kreuzes aussieht. Bärnsdorf wurde seinerzeit als ein schönes Dorf bezeichnet. Von der Schönheit ist heute wenig zu sehen. Zu schmerzlich ist auch der Anblick auf den zerstörten deutschen Friedhof in Bärnsdof, auf dem sich heute nur ein deutsches Grab befindet und auf die nicht mehr vorhandene Häuser und Wirtschaftsgebäude.
Im Jahr 1935 lebten in der Gemeinde Bärnsdorf 760 Menschen. Davon waren 10 Tschechen. Wohin sind die meisten Einwohner verschwunden? Es waren Sudetendeutsche, die nach dem Krieg 1945 diesen Ort verlassen mussten und vertrieben wurden. Heute gibt es da nur noch 239 registrierte Einwohner. Wo früher Häuser der Sudetendeutschen Einwohner standen, befinden sich noch heute an vielen Stellen Ruinen, die mittlerweile von hohen Gras und Bäumen umgeben sind. Vor den Ruinen der Häuser ist ein zum Teil dicht bewaldetes Gebiet geworden.