Wie am 13. April 2021 bekannt wurde, wird das Areal am Stadtrand von Machendorf (heute Machnín), seit 1. Juli 1980 das 33. Stadtviertel von Reichenberg (Liberec), mit dem ehemaligen Augensanatorium für Kinder von der Stadt Reichenberg zum zweiten Mal zum Verkauf angeboten. Der Stadtrat genehmigte Anfang dieses Jahres den Verkauf des gesamten Areals. „Das Interesse an dem „einzigartigen“ Sanatorium, für das die Stadt Reichenberg keine Verwendung fand, ist überraschend groß“, sagte der Bürgermeister von Reichenberg Jaroslav Zámečník. Das Reichenberger Rathaus wartet jetzt auf das beste finanzielle Angebot.
Am Abend dem 21. April 2021 wurde folgende Information aus dem Reichenberger Rathaus im INTERNET veröffentlicht:
https://genus.cz/Liberec/liberec-nedostal-zadnou-nabidku-na-byvale-ocni-...
Die Überschrift: Die Stadt Reichenberg versucht das ehemalige Sanatorium in Machendorf für zwanzig Millionen Kronen zu verkaufen. Es kam kein einziges Angebot.
Der Verkauf der Ruine der Schwab Villa in Machendorf (Machnín) schlug fehl. Die Stadt forderte mindestens 20,2 Millionen Kronen. Obwohl sich etwa 40 Bewerber angemeldet haben, erhielt die Stadt Reichenberg kein einziges Angebot. Das Rathaus will den Wettbewerb erneut ankündigen, sagte der Abteilungsleiter aus dem Büro des Bürgermeisters Jiří Mejsnar. "Wir haben zuerst vor, die Leute, die sich bei uns gemeldet haben anzusprechen, und zu fragen, ob sie es zu teuer finden oder ob es einen anderen Grund gibt," fügte der Abteilungsleiter aus dem Büro des Bürgermeisters Jiří Mejsnar hinzu. Zu den Kaufinteressenten gehören Immobilienmakler, Privatpersonen und eine Adelsfamilie. Warum sich keiner für die Ruine mit dem Grundstück für 20,2 Millionen Kronen interessiert, das bleibt wohl ein ewiges Geheimnis. Vielleicht ist die Ruine zu teuer (oder zu billig ??).
Das zum Verkauf angebotene Areal mit dem ehemaligen renommierten Augensanatorium befindet sich an der Straße, die von Kratzau (Chrastava) nach Christofsgrund (Kryštofovo údolí) führt. Es ist ein sonniges, flaches Gebiet mit altem Baumbestand und Zugang zur Lausitzer Neiße, teilweise mit einer massiven historischen Mauer eingezäunt, die auch das Areal von der Straße abgrenzt. Die historische Villa bietet einen direkten Blick auf die Ruine der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Burg Hammerstein.
Das Hauptgebäude, die Ruine der Villa Nr. 99, eine ehemals prächtige Familienresidenz, die sich in einem Waldpark befindet, wurde 1882 für Adolf Schwab, einen Politiker und Besitzer der Textilfabrik in Hammerstein gebaut.
Adolf Schwab wurde am 14. April 1833 in Prag geboren. Nach dem er das Studium am Gymnasium beendet hat, widmete er sich dem Kaufmannsstand und gründete im Jahr 1860 mit seinem Bruder Gottlieb Schwab seine erste Firma ,,Brüder Schwab“. Seit Gottlieb Schwab im Jahre 1874 aus der Firma ausgetreten war, führte Adolf Schwab das Geschäft unter seinem Namen weiter, zuerst allein, später mit seinen Söhnen.
Von 1873 bis 1885 entsendete ihn die Prager Handels- und Gewerbekammer in den Reichsrat, von 1885 bis zu seinem Tod gehörte er als Vertreter der Reichenberger Handelskammer dem Parlament an. Der Fabrikant und Abgeordnete für die Reichenberger Handels- und Gewerbekammer gehörte seit dem Jahr 1873, also fast ein Vierteljahrhundert der Handels- und Gewerbekammer an.
1809-10 gründete Franz Florian Siegmund und Josef Neuhäuser in Reichenberg ihre Firma. Auf acht Stühlen und unter Heranziehung auswärtiger Tuchmacher wurden mittelfeine und feine Tücher erzeugt.
Im Jahre 1826 überließ Christian Graf Clam-Gallas der Firma Siegmund, Neuhäuser & Co. am Fuße der Ruine Hammerstein in Machendorf ein Grundstück, auf dem im gleichen Jahr ein großartiger Fabrikskomplex, auf dem die Feintuchfabrik mit dem Namen „Fabrik Hammerstein“ gebaut wurde. Zur Zeit ihrer Blüte wurden da mehr als 300 Arbeiter beschäftigt. Lange Zeit war es damals eine der größten nordböhmischen Textilfirmen mit Vertretungen in Berlin, Konstantinopel, Alexandrien, Triest, Mailand und Prag. So kam schon im ersten Drittel des Jahrhunderts industrielles Leben in das stille, von der Neiße durchflossene Waldtal unterhalb der Burgruine Hammerstein. Nach einer Reihe von Jahren sah sich die Firma Siegmund, Neuhäuser & Co. durch den schlechten Geschäftsgang veranlasst, den Fabriksbetrieb einzustellen. Die Räume blieben fast zwei Jahre still und leer.
Als gegen Ende des Jahres 1874 die in Johannesberg bei Gablonz gelegene, fünf Stock hohe mechanische Weberei der Firma Adolf Schwab bis auf die Grundmauer abgebrant ist, sah sich Adolf Schwab nach einem neuen geeigneten Platz um. Der Chef der Firma entschied sich für Hammerstein und erwarb zu Beginn des Jahres 1875 die leer stehende, ehemalige Tuchfabrik um sie in eine mechanische Baumwollweberei und Spinnerei AG umzuwandeln. Als der Gründer der Firma die schön gelegene Fabrik Hammerstein zum ersten Mal besichtigte, lag sie öde und einsam da, fast so still und verlassen, wie das alte, verfallene Bergschloss. Adolf Schwab starb am 19. Januar 1897 in Wien.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war die alte imposante Villa angeblich Sitz des Fabrikbesitzers Kleinert. In der Vorkriegszeit (1938) befand sich in der Villa in Machendorf das Mütterfreizeitheim. Nach der Verstaatlichung wurde hier 1955, unter dem kommunistischen Regime, das Augensanatorium für Kinder aus der ganzen Tschechoslowakei eröffnet.
Auf dem Areal befindet sich auch das architektonisch und historisch interessantes Gebäude des Verwalters, das sich in einem guten Zustand befindet. Dieses Gebäude (Nr. 128) wird derzeit von einer Familie bewohnt. Zum Areal gehört auch der sogenannte Wachturm (Nr. 129). Das Gebiet mit den zwei Gebäuden ist an das Strom- und an das öffentliche Wasserversorgungsnetz angeschlossen.
Das zwanzig Jahre leer stehende Schmuckstück in Machendorf wurde in den letzten Jahren zum Ziel von Plünderungen. Die Diebe und Vandalen verwandelten das schöne alte Gebäude in eine Ruine. Sie haben bereits alles ausgeraubt und geplündert, was sich irgendwie zu Geld machen lässt. In dem Gebäude tropft von vielen Stellen Wasser über die Steinsäulen, die einst den Eingang zu den wertvollen Räumen säumten.
Aus der einst prächtigen Residenz ist eine Ruine mit zerschlagenen Fenstern und Türen, beschädigten Wänden, ausgerissenen Böden und Verkleidungen und einem zerfallenen Dach übrig geworden. Von der Innenausstattung ist praktisch nichts mehr übrig geblieben. Die hölzerne Dachkonstruktion ist von Holzwürmern befallen, die Statik des Hausdaches ist so stark beeinträchtigt, dass es einzustürzen droht. Es ist ein trauriger Anblick. Im Laufe der Jahre hat sich die schöne Villa in ein Haus des Schreckens verwandelt, das Filmemacher sicherlich begrüßen würden, wenn sie einen Horrorfilm drehen möchten. Das ist die bittere Wahrheit.
Die Villa mit dem ganzen Areal wurde zehn Jahre nach der sogenannten Samtenen Revolution (1999) von der Stadt Reichenberg für 1,4 Millionen Kronen an einige Reichenberger Ärzte und den Abgeordneten Miroslav Samek, unter der Bedingung, dass sie hier eine weitere soziale Einrichtung wie z. B. ein Altersheim errichten, verkauft. Die neuen Eigentümer versprachen, das große Gebäude zu renovieren und ein modernes Sanatorium darin zu bauen. Ein Teil des Stadtrats protestierte, aber das Reichenberger Rathaus, das damals von der Partei ODS regiert wurde, setzte sich durch. Renoviert und gebaut wurde nichts, weil der neue Eigentümer angeblich keine Investoren gefunden hat.
Das historische Juwel der Architektur hat einiges mitgemacht. Die unter dem Denkmalschutz stehende Villa hat zwei Weltkriege und die Zeit der kommunistischen Gewaltherrschaft ohne Schaden überstanden. Jetzt droht der alten Villa offenbar der Abriss. Ihre Tage scheinen nun gezählt zu sein. Unbegreiflich ist, dass man das geschützte Gebäude verfallen ließ! Der Mindestpreis, den jetzt das Reichenberger Rathaus für das Areal und die Ruine der Villa in Machendorf verlangt, beträgt: 20.222.000 Kronen - etwa 759.000 EURO - 529 Kronen für 1 m².
Nach dem Zweiten Weltkrieg erwartete die Bewohner von Machendorf das gleiche Schicksal wie die meisten Deutschen im Sudetenland - die Vertreibung aus ihrer Heimat. Ihr gesamter Besitz, ihre Bauernhöfe und der dazugehörige Boden wurde konfisziert. Zu Beginn des Jahres 1945 hatte Machendorf 1.717 Einwohner. Davon waren 1.566 Deutsche, die in 213 Häusern lebten. Nach der Verteibung blieben da nur 230 Deutsche übrig. 1948 hatte Machendorf nur 100 Deutsche Einwohner. Nach der Machtübernahme der Kommunistischen Partei KSČ in der Tschechoslowakei im Februar 1948 begann die Kollektivierung der konfiszierten Landwirtschaft.
Und eine kleine Information zum Schluss:
Die Stadt Liberec (Reichenberg) will in sieben Jahren (2028) Kulturhauptstadt Europas sein. Dabei sollen auch bekannte Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland helfen. Deshalb sucht sie schon jetzt in der Heimat und bei ausländischen Städten wie Zittau und Augsburg nach Unterstützern. Passt ein verfallendes Kulturdenkmal dazu?
INFO:
https://www.denik.cz/regiony/foto-mesto-koupi-byvalou-lecebnu-v-machnine...
https://liberecky.denik.cz/zpravy_region/foto-mesto-koupi-byvalou-lecebn...
https://www.idnes.cz/liberec/zpravy/liberec-machnin-sanatorium-ocni-klin...
https://www.idnes.cz/liberec/zpravy/sanatorium-lecebna-vila-nemocnice-po...
https://prazdnedomy.cz/domy/objekty/images/?paginator-page=93
https://www.youtube.com/watch?v=80knKqUGC3s
https://www.youtube.com/watch?v=p01PXEeTs-M
DAS IST UNGLAUBLICH
https://www.youtube.com/watch?v=RWYc2H3g4d4