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Der Autor

Stanislav Beran ist freier Journalist und Korrespondent mit Schwerpunkt Geschichte und Kultur. 

Als Auslandskorrespondent berichtet er aus dem Isergebirge für verschiedene Zeitungen und Onlinemedien im deutschsprachigen Raum.

Er ist Dolmetscher und staatlich geprüfter Übersetzer für die deutsche Sprache, Herausgeber der Friedländer Zeitung und Heimatforscher.

Auch die Website https://friedlandinbohmen.jimdo.com, auf der man Informationen zur Vergangenheit und Gegenwart des Kreises Friedland in Böhmen und die vielseitige Geschichte des Landes unserer Ahnen finden kann, wurde von ihm erstellt.

Für den Blog auf Tschechien Online schreibt er seit April 2015.

Im Internet: friedlandinbohmen.jimdo.comfriedlandinbohmen.jimdo.com
Bildnachweis:
Stanislav Beran

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19 Stolpersteine für die Opfer des Nationalsozialismus in Liberec

"Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist" - Zitat aus dem Talmud.
  • Die ersten zwei Stolpersteine wurden am 17. August 2016 vor dem Theater in Liberec verlegt. Sie erinnern an den Direktor des Reichenberger Stadttheaters Friedrich Sommer und Oskar Basch.
  • Vor dem Theater in Liberec

Nach langen Vorbereitungen wurde das Projekt „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig in Liberec (früher Reichenberg) in die Tat umgesetzt. Er selbst konnte diesmal aus Zeitgründen nicht dabei sein. Zum Gedenken an die früheren jüdischen Bewohner wurden am 17. August 2016 in der nordböhmischen Stadt 19 Stolpersteine verlegt. Mit ihnen wird an die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnert, die durch Gräueltaten des nationalsozialistischen Unrechtsregimes ihr Leben verloren haben.

Die Gedenksteine, die durch Spenden finanziert wurden, tragen eine Messingplatte 15x15 cm mit den Namen, den Geburtsjahrgang, den Deportationsjahr und den Todesort der Ermordeten und werden vor den Häusern, in denen diese Menschen zuletzt gelebt haben oder ihren Wirkungsort hatten, in den Gehweg eingelassen. Bei allen Opfern handelt es sich um Menschen, die zwischen 1933 und 1945, während der Naziherrschaft von den Nationalsozialisten wegen ihres jüdischen Glaubens deportiert und umgebracht wurden. Die Gedenkveranstaltung, die von der Jüdischen Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Liberec organisiert wurde, fand um 10 Uhr in dem Reichenberger Stadttheater statt. Am Beginn der Gedenkfeier begrüßten der Bürgermeister Tibor Batthyány und Ing. Pavel Jelínek von der Jüdischen Gemeinde das zahlreich erschienene Publikum.

Zu den Ehrengästen gehörten unter anderem auch Eva Fischl Lichtenberg mit Ehemann Arnold Tobin und Sohn Allan aus Chicago - USA. Frau Fischl zeigte den Familienmitgliedern den Ort ihrer Kindheit, den sie im Alter von fünf Jahren verlassen musste. Sie wurde 1934 in Reichenberg geboren und ist mit ihren Eltern vor dem Naziterror über Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien, Moskau, Wladiwostok und Japan in die USA geflüchtet. Auch Susan Benda reiste aus Washington, D. C. - USA nach Liberec, um bei der Verlegung der Stolpersteine für ihre ermordeten Großeltern dabei zu sein.  

Als letzter sprach der Vorsitzende der Föderation der jüdischen Gemeinden in der Tschechischen Republik JUDr. Tomáš Kraus: „Während des Holocaust wurden 6 Millionen Juden umgebracht. Es ist eine Zahl, die wir uns nicht vorstellen können. Und wir können uns nicht einmal eintausendvierhundert ermordete Juden vorstellen, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Liberec gelebt haben....“

Nach der Begrüßung wurde von der Solistin des Prager Nationaltheater Jaroslava Chana Maxová das jüdische Totengebet El male rachamim (Gott erfüllt mit Barmherzigkeit) vorgetragen. Anschließend wurden die ersten zwei Stolpersteine vor dem Theater verlegt. Einer für den Direktor und Dirigent des Reichenberger Stadttheaters Friedrich Sommer (*19. Januar 1875), dem nicht mal seine Flucht nach Brünn vor dem Transport in das Konzentrationslager gerettet hat. Er war in den Jahren 1906 - 1922 und 1929 - 1934 in Liberec beschäftigt. Am 2.12.1941 wurde er nach Auschwitz abtransportiert und 18. Dezember 1943 ermordet. Der zweite Stein wurde für seinen Nachfolger Oskar Basch (*7.11.1879) in den Bürgersteig vor dem Theater eingelassen. In den Jahren 1934-36 war er Direktor des Theaters und wurde 1942 im Vernichtungslager Izbica in Polen ermordet.

Im Anschluss wurden noch 17 Stolpersteine vor folgenden sieben Häusern verlegt:

In dem Haus - 1. Máje 79/18, Liberec III - lebten bis zu ihrer Abschiebung Dr. Siegfried Freund (*2.5.1869) und Klara Freund geb. Lederer (*14.1.1878). Beide wurden nach Theresienstadt deportiert und umgebracht.

In der Nähe der Technische Universität - Bendlova 1130/15 - wird an Adele Königstein geb. Schnitzer (*8.8.1892) und an ihre Tochter Edith Königstein (*6.4.1921) erinnert. Beide wurden am 26.10.1942 in Auschwitz ermordet.

Im Haus an der vierten Verlegestelle - Husova 986/89 - wohnte die jüdische Familie Steiner. Im Vernichtungslager Maly Trostinec in Weißrussland wurden am 8.9.1942 Margharete Steiner geb. Guth (*21.6.1897), Alice Steiner (*26.3.1921), Suzanne Steiner (*18.7.1924) und Peter Steiner (*4.2.1926) ermordet.

Robert Benda (*15.11.1885) und Else Benda geb. Frank (*3.11.1893) wurden 1942 in Lodz ermordet. Ihr letzter Wohnsitz befand sich in -  Liberec I, Na okruhu 907/13

Gleich in der Nachbarschaft - Na okruhu 937/15, Liberec I – befinden sich drei Stolpersteine für die 1941 bei einem Luftangriff der deutschen Luftwaffe in Jugoslawien getöteten Paul Fischl (*6.6.1893), Gertrude Fischl geb. Lilling (*3.8.1899) und Liese Fischel (*19.9.1921).

Für die am 22. Oktober 1942 in Treblinka ermordete Josefina Lederer geb. Benda (*28.11.1876) wurde der Stolperstein vor dem Haus - Holého 843/8, Liberec I - verlegt.

Die letzten drei Stolpersteine wurden für Fritz Taussig (*19.4.1900), Marie Taussig geb. Lederer (*7.10.1909) und die Tochter Hanna Taussig (*31.3.1934) vor dem Haus in - Zákopnická 360/13, Liberec XIV - verlegt. Sie wurden nach Auschwitz transportiert und am 9. September 1943 ermordet.

In der Tschechischen Republik wurden die ersten Stolpersteine in der Hauptstadt Prag und in der mittelböhmischen Stadt Kolín im Herbst 2008 verlegt. Inzwischen sind in weit mehr als 1600 Orten in Deutschland und 20 anderen europäischen Ländern (mit Litauen ist das 21. in Planung) über 60.000 dieser Mahnmale gegen das Vergessen für die Opfer des Nationalsozialismus verlegt worden.

Bildnachweis:
Stanislav Beran

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