Bereits am 11. November um 15.00 Uhr, dem Tag der Kriegsveteranen, wurde im Gablonzer Ortsteil Luxdorf das neue Gefallenendenkmal zum Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkriegs (1914–1918) unter Beteiligung der Stadtverwaltung und der Öffentlichkeit feierlich enthüllt.
Das Denkmal, an dem sich der deutsche Text „Zur Erinnerung an unsere im Weltkriege 1914–1918 gebliebenen Heimatsohne“ und die Namen der 18 gefallenen und sechs vermissten Soldaten des Ersten Weltkriegs befindet, ist ein weiteres in der Reihe der renovierten Denkmale.
Die Stadt Gablonz widmet sich seit 2016 systematisch der Erneuerung. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau beliefen sich auf 331 000 Kronen. Das Verteidigungsministerium in Prag gewahrte einen Zuschuss von 244 000 Kronen.
„Geschichte ist für jede Nation sehr wichtig. Ich halte es für richtig, die Gedenkstätten für die Opfer der Kriege zu erneuern und an historische Jahrestage zu erinnern. Gerade für die junge Generation ist es wichtig zu wissen, wie unser Land entstand und wie seine Geschichte war“, sagte Jiří Čeřovský, der neue Oberbürgermeister der Stadt Gablonz, bei der Enthüllung des Denkmals.
Dabei erinnerte er daran, das wir in diesen Tagen den 30. Jahrestag der Samtenen Revolution feiern, die der Tschechoslowakei ohne Blutvergießen die Demokratie gebracht habe. Petr Beitl, Mitglied des Abgeordnetenhauses des tschechischen Parlaments, betonte die Bedeutung der Erneuerung der Denkmale des Ersten Weltkriegs nicht nur im Zusammenhang mit dem 100. Jahrestag seines Endes im vergangenen Jahr, sondern insbesondere im Hinblick auf die Rückzahlung der Schulden an die tschechische Geschichte und die Familien der Burger dieser Region, die in diesem Krieg ihr Leben verloren haben und nur wegen ihrer deutschen Namen vergessen worden seien. Ivan Rous, Historiker und Autor des neuen Denkmalprojekts, sagte: „Die Stadt Gablonz, die sich ausgezeichnet um ihre Denkmale kümmert, gilt in Fachkreisen als Vorbild.“
Im Anschluss an die Festreden wurde der feierliche Akt von den Schülern der Grundschule Reinowitz musikalisch begleitet. Im nächsten Teil des Festaktes wurde eine Zeitkapsel aus rostfreiem Stahl mit Dokumenten und einer kleinen Flasche Sliwowitz, Fotos vom Denkmal, Münzen aus dem Jahr 1927 und 2019 sowie Informationen aus dem Gablonzer Infozentrum von Jiří Čeřovský und Petr Beitl vergraben. Neben dem Denkmal wurde eine Linde gepflanzt. Als fachkundige Beraterin bei der Erstellung der Zeitkapsel assistierte Anna Dařbujánová, die Historikerin des Reichenberger Museums.
Das erste Denkmal zu Ehren aller im Ersten Weltkrieg 1914-1918 gefallenen, vermissten und gestorbenen Helden der Gemeinde Luxdorf, die damals rund 600 Einwohner hatte, wurde am 2. Oktober 1927 um 10.00 Uhr unter großer Anteilnahme der Bevölkerung enthüllt. Damals war es eine große Gedenkfeier. Das Gefallenendenkmal, das sich neben dem Gasthof „Zur Krone“ befand, war etwa 150 Meter von dem heutigen Standort entfernt. Der „Kriegerausschuss“, der sich aus Mitgliedern der Gemeindevertretung und sämtlicher deutscher Ortsvereine gebildet hatte, erachtete es als eine ernste Pflicht, den lieben teuren Heimatsöhnen, die zum Schutz ihrer Heimat ihr Leben auf dem Schlachtfeld verloren und in fremder Erde ruhen, ein dankbares Ehrenzeichen, einen Grabstein, zu errichten.
Der Gedenkstein aus geschliffenem oberschlesischen Granit wurde von der Firma Karl Czermak hergestellt und bildete samt der umgebenden Bepflanzung eine Zierde des Ortes. Das Grundstück, auf dem sich das Denkmal befand, wurde vom Anton Bauhof (94er) der Gemeinde geschenkt. Ein sonniger Herbsttag trug viel zur Weihe des Tages bei und lockte Schaulustige in großer Anzahl an. Ein glücklicher Griff des Denkmalausschusses war der, das er die umliegenden Kameradschaftsvereine gedienter Soldaten von Gablonz, Grunwald, Schlag, Reinowitz und Johannesberg von Grunwald mit einer Musikkapelle abholen ließ. Um 9.30 Uhr formierte sich am oberen Ende des Ortes ein stattlicher Zug, der außer den genannten Vereinen die Kameradschaft gedienter Soldaten von Harzdorf und den fünf genannten Ortsvereinen beinhaltete, der sich durch den Ort in Bewegung setzte, um vor dem Feldaltar, der seitwärts vom Gedenkstein auf der Wiese errichtet war, Aufstellung zu nehmen.
Die Feldmesse zelebrierte Dechant Anton Liebisch aus Reinowitz. Nach einer herzlichen Begrüßung folgten mehrere Gedenkreden. Böllerschüsse gaben das Zeichen zur Enthüllung des Denkmals. Nach einem Choral vom Gesangverein Liederbund Luxdorf übernahm Gemeindevorsteher- Stellvertreter Eduard Stumpe das Denkmal in die Obhut der Allgemeinheit. Nach Niederlegung eines Kranzes seitens zweier Turnerinnen für die Ortsvereine Luxdorfs, des weiteren für die Kameradschaft der 94er durch Hauptmann a. D. Adalbert Schmid, für den Bund der Kriegsversehrten durch zwei Kriegerwitwen, und nachdem die Vereine dem Gedenkstein die Ehre des Vorbeimarsches erwiesen hatten, fand diese eindrucksvolle Feier ihren Abschluss.
1945 wurde das Denkmal ein Opfer der antideutschen Stimmung und an seinen heutigen Standort verlegt. Die deutschen Inschriften einschließlich der Namen der vermissten und gefallenen Kriegsopfer verschwanden und wurden durch einen roten Stern mit dem Text „Zur Erinnerung an die dauerhafte Freundschaft mit der Sowjetunion“ ersetzt. Anfang der neunziger Jahre, nach der Samtenen Revolution, wurde der obere Teil des Denkmals zum dritten Mal versetzt. Heute steht das „Denkmal der Kampfer für die Freiheit des Vaterlandes 1938–1945“ und für die Opfer der Ungerechtigkeit von 1948 bis 1989 in einem Park an der General-Mrazek-Straße.
Die Initiative, das Ehrenmal in der alten Gestalt wiederherzustellen, kam von Otokar Simm. Ivan Rous erarbeitete auf Anordnung der Gemeinde nach einem einzigen erhaltenen Foto und mehrerer Zeichnungen des ursprünglichen Denkmals das Projekt und begann mit der Suche nach einem geeigneten Stein, einer passender Schriftart und anderen wichtigen Einzelheiten, um die Nachbildung so originalgetreu wie möglich zu gestalten. Das neu errichtete Denkmal für die gefallenen Luxdorfer wurde von dem Pfarrer der altkatholischen Kirche in Gablonz, Karel Kolaček, feierlich gesegnet und eingeweiht. Nach dem Ende der Zeremonie erklang die tschechische Nationalhymne und die Soldaten in historischen Uniformen, die an dem Denkmal standen und Wache hielten, feuerten eine Ehrensalve ab.