Hunderte von Menschen, die sich an die Ereignisse im August 1968 erinnerten, trafen sich an diesem Tag vor dem Rathaus, wo sich das Denkmal für die Opfer, die in Reichenberg ums Leben gekommen waren, befindet. Auch ein ausgestellter Panzer erinnerte an die Schreckensnacht vor 50 Jahren.
Nach vielen Schweigejahren wird immer noch mühselig die traurige Wahrheit, die jahrelang Tabu war, enthüllt. Für die Stadt Reichenberg ist der August 1968 und das brutale Eingreifen der tschechoslowakischen Sicherheitskräfte ein Jahr später ein heikles und empfindliches Thema und immer noch ein lebendiger Teil der Stadtgeschichte.
Die einleitende Ansprache bei der Trauerfeier hielt Oberbürgermeister Tibor Batthyány. Nach seiner Rede wurde mit einer Schweigeminute der Opfer der Besetzung 1968 gedacht. Die Blumenniederlegung durch die Stadtvertreter war ein sichtbares Zeichen dieses Gedenktages. Danach legten auch Vertreter der tschechischen Armee, Polizei und Einwohner sowie zahlreiche Gäste an dem Denkmal für die Opfer Blumen nieder und zündeten Kerzen an.
Auch Urd Rothe-Seeliger vom Heimatkreis Reichenberg in Deutschland legten Blumen nieder. Eine Ausstellung mit großformatigen Fotografien von dem Einmarsch 1968 zeigten die Reichenberger Fotografen Vladimír Vlk und Václav Toužimský auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Abends fand auf dem Altstädter Platz vor der historischen Kulisse des Rathauses ein großes Gedenkkonzert mit Protestliedern des berühmten, 1969 nach Deutschland emigrierten und 1994 in München verstorbenen tschechischen Liedermachers und Dichters Karel Kryl statt.