Seit Mittwoch, dem 9. Dezember 2020, heißt der schmale, neu gepflasterte, 387 Meter lange und etwa zwei Meter breite Gehweg, der am Bahnübergang an der ehemaligen Ostritzer Straße in Friedland beginnt und vorbei an dem Platz, wo sich die ehemalige Gärtnerei befand, und am neu erbauten Hotel Antonie zum Galgenberg hinaufführt, Karel-Velebný-Straße. An diesem Tag wurde die neue Benennung der Straße vom Friedländer Stadtrat genehmigt.
Gehweg oder Straße?
Die Idee, den schmalen Gehweg zu Straße umbenennen, stammt von Jiří Stodůlka (Bürgerlich Demokratische Partei – ODS), dem stellvertretenden Bürgermeister in Friedland. Dank seiner Aufmerksamkeit wurde herausgefunden, dass sich in der Stadt ein unbenannter Gehweg befindet. Nach seiner Meinung war dieser schmale Weg in Friedland die einzige Straße ohne Namen. Auch Jiří Stodůlka hat sich an der Benennung der Straße beteiligt; sein einfacher Vorschlag für den Namen der Straße war: Gepflasterte Straße (tschechisch: Dlážděná ulice).
Natürlich wurde um weitere Namensvorschläge gebeten, die zunächst registriert wurden. Die Liste mit Anregungen für die Namensfindung umfasste insgesamt 22 unterschiedliche Straßennamen, über die die Öffentlichkeit elektronisch oder schriftlich abstimmen konnte. Gewonnen hat der Vorschlag, der mit 139 Stimmen am häufigsten gewählt wurde, die besagte Karel-Velebný-Straße. Doch wer steckt hinter dem Namen Karel Velebný? Die Stadt Friedland wird seit mehr als 36 Jahren jeden Sommer durch die Jazzwerkstatt in eine Stadt voller Jazz verwandelt. Der schmale Weg wurde nach dem aus Prag stammenden Jazzmusiker und Gründer der Jazzwerkstatt Karel Velebný (geboren am 17. März 1931 in Prag (Praha), gestorben dort am 7. März 1989) benannt.
Aus einer langen Reihe von bedeutender Persönlichkeiten, die in Friedland geboren wurden und die mit der Stadt Friedland in der Vergangenheit aufs Engste verbunden waren und die Entwicklung des Gemeinwesens voranbrachten, wurde nur ein Name – der von Anton Dreßler – registriert. Der Baumeister Anton Dreßler war der berühmte Erbauer des Friedländer Aussichtsturmes auf dem 399 Meter hohen Resselberg (Resselův kopec). Diesen Aussichtsturm rühmt die Stadt noch heute als eine Sehenswürdigkeit.
Die Beteiligung der 7.476 Einwohner der Stadt Friedland an dieser Abstimmung war hingegen außergewöhnlich niedrig, beteiligt haben sich nur 380 Bürger der Stadt und der Umgebung – und das, obwohl von diesem "wichtigen" Ereignis von der Sprecherin des Rathauses in Friedland sogar die tschechische Presseagentur ČTK informiert wurde. Als Belohnung und Dank fürs Mitmachen hat der Sieger, der den Gewinnervorschlag eingereicht hat, von der Stadt Friedland eine Kinoeintrittskarte erhalten.
Die Karel-Velebný-Straße in Friedland müsste eigentlich mangels Breite zur Einbahnstraße werden. Nun stellt sich die Frage, ob es sich bei dieser etwa zwei Meter breiten "Straße" um einen Gehweg ohne Fahrbahn oder um eine Fahrbahn ohne Gehweg handelt? Bemerkenswert ist, wie intensiv an manchen Stellen trotz der Corona-Pandemie gearbeitet wird und was für interessante Projekte entstehen können.