Frankreich – Tunesien 0:1; Brasilien – Kamerun 0:1; Portugal – Südkorea 1:2; Spanien – Japan 1:2: Der letzte Vorrundenspieltag hat der Wett-Mafia mit seinen Überraschungen satte Gewinne beschert. Auch die Liste der Ausgeschiedenen ist prominent besetzt: Deutschland, Belgien, Uruguay, alle drei nach großen Dramen. Lukaku hatte mehrfach den erlösenden Treffer auf Fuß, Kopf oder Brust, doch alle Körperteile versagten ihren Dienst. Es gibt so Tage, da will einfach nichts gelingen.
Uruguay vom Schiri verpfiffen
Dann Uruguay: Deutschlands Schiedsrichter Siebert wollte die Linie partout nicht einhalten, die er mit dem ersten Elfmeter für Ghana gesetzt hatte. Für Uruguays Stürmer galten schlicht andere Härtegrade. Beim Foul an Nunez wollte er als einziger Unbefangener auf diesem Planeten eine Ballberührung des Verteidigers gesehen haben, bei dessen eingesprungener großen Außensichel, an sich schon eine unsauber ausgeführte Technik einer anderen Sportart, die im Fußball geahndet gehört. Die Szene in der Nachspielzeit schaute er sich aus Sicherheitsgründen erst gar nicht mehr am Monitor an, als ein ghanaischer Verteidiger den enteilenden Cavani in die Hacke tritt. Sicher keine Absicht, aber eben ein Foul. Schiedsrichter, wir wissen, wo dein Auto steht... Um dieses eine Tor ist Uruguay zu Gunsten von Südkorea ausgeschieden.
DFB-Chef kündigt schonungslose Aufarbeitung an
Zu Deutschland ist alles gesagt, selbes Ergebnis wie bei der Heim-Vorrunde letzten Sommer (Sieg, Niederlage, Unentschieden bei 6:5 Toren), diesmal aber ohne Weiterkommen. DFB-Chef Neuendorf (oder wie der heißt, die wechseln mir in letzter Zeit zu oft, um mein Langzeitgedächtnis mit diesen Namen zu belasten) kündigt eine schonungslose, ergebnisoffene, zeitnahe Aufarbeitung an, bei der personelle Konsequenzen nicht ausgeschlossen sind. Wir warten schon mit Hochspannung, die Medien haben sich auf Bierhoff eingeschossen, leise Kritik wird sogar an Denkmal Neuer laut. Es wird doch nicht etwa zu einem Umbruch kommen? Müller zumindest hat sich schon mal eindeutig positioniert: Er hat seinen Rücktritt angedeutet und diese Entscheidung später nochmals relativiert. Wenn da nicht jemand mal Konsequenzen gezogen hat. Sicherlich kein Thema der Aufarbeitung. Die Bayern-Spezeln-Wirtschaft in der Nationalelf.
Polen rettet Europas Vorrang
Der letzte Vorrundenspieltag bot reichlich Spannung und dank Polen kann Europa seine Dominanz aufrechterhalten (acht von 16 Mannschaften im Achtelfinale). Weltfußballer Lewandoswki spielte dabei gar keine Rolle, das Weiterkommen verdankt Polen ausschließlich Torwart Szczesny (zwei gehaltene Elfmeter, dabei einen von Messi!) und dem Unvermögen Mexikos, mehr Tore zu schießen. Dann gab es noch die üblichen Taktierereien der Teams, welche die nächste Runde schon erreicht hatten. Ersatzmannschaften, die mehr oder weniger motiviert ihre Stiefel herunterspielen. Im Fall von Frankreich ohne Auswirkungen auf die anderen Mannschaften, im Fall von Portugal und Spanien dürften neue Fanfeindschaften (Uruguay – Portugal; Deutschland – Spanien) gestiftet worden sein.
Sind Araber solidarisch oder neidisch?
Saudi Arabien ist trotz des sensationellen Auftaktsiegs gegen Argentinien ausgeschieden und so werden wir leider die Frage nicht beantworten können: Gibt es Solidarität zwischen den arabischen Nachbarn oder überwiegt der Neid gegen deren Erfolge?
Ein Blick auf den weiteren Turnierverlauf: Ein Endspiel Frankreich – Brasilien ist möglich, dabei könnte der Titelverteidiger auf England und Spanien treffen. Brasiliens größte Konkurrenten sind Argentinien und die Niederlande. Wenn es jedoch ganz ungewöhnlich läuft, spielen Japan und Südkorea gegeneinander einen Halbfinalisten aus. Oder die USA und Australien.
Potentielles Viertelfinale
Das Viertelfinale, falls sich alle Favoriten durchsetzen, könnte dann so aussehen: Argentinien – Niederlande; Brasilien – Kroatien; Frankreich – England; Spanien – Portugal. Infantinos Feldzug gegen Europa wäre dann doch auf halber Strecke zum Erliegen gekommen. Wir erinnern: Der FIFA-Boss möchte die WM alle zwei Jahre ausrichten, was vor allem bei der UEFA auf größten Widerstand stößt. Die Sache scheint zunächst vom Tisch. Doch Infantino, neu-Einwohner von Katar, hat Europa unlängst 3000 Jahre Maul-Halten anempfohlen.
Die Blaupause ist gelegt: Bei pfleglichem Umgang können die mobilen Stadien von Katar problemlos in anderen Ländern aufgestellt werden, Weltmeisterschaft im Tschad, der Mongolei oder im Südpazifik sind logistisch kein Problem mehr. Der störende Teil, die physisch anwesenden Fans, lassen sich täuschend echt auf die Ränge morphen. Der letzte, finale Schritt ist dann noch das Ersetzen der Spieler durch Hologramme. Das Fernsehen zeigt durch Zufallsgeneratoren simulierte Spielzüge und der Endverbraucher lässt sich von Servicerobotern vor das Endgerät schnallen, wird an eine Aufmerksamkeitskontrolle angeschlossen und per Gesetz verpflichtet, an mindestens drei Gewinnspielen teilzunehmen. Das nennt sich dann Infantinos neue, schöne Welt.