Prag - Selbst am Tag nach Griechenlands Triumph muss ich mich vor der kleinen fußballinteressierten tschechischen Öffentlichkeit falscher Loyalität bezichtigen lassen. Es fehlt einzig, als Rassist abgestempelt zu werden, weil ich nicht die Elfenbeinküste unterstützt habe. Alle, aber auch restlos alle argumentieren gleich. Sie sind halt sehr berechenbar, die lieben Tschechen. Und euroskeptisch obendrein. Und nachtragend, selbst nach zehn Jahren können sie den Griechen immer noch nicht verzeihen, die tschechische Schludrigkeit in der Chancenverwertung nach 105 Minuten bestraft zu haben. Und nun spielen die schon wieder bei einer WM und wir müssen tatenlos mit ansehen, wie sie unseren Wilfried Bony aus dem Turnier kegeln. Und wieder fühlen sie sich beleidigt, dass der Schiedsrichter diesen glasklaren Elfmeter gegeben hat, dass der Samaras ihn reinmacht, dass es auch mit dem neuen Adoptivland Elfenbeinküste nichts wird. (Ganz so schlimm ist es dann doch nicht gewesen, Anm. d. Verf.)
Messi macht’s doppelt
Sie sind halt sehr berechenbar, die lieben Tschechen. Und euroskeptisch obendrein. Und nachtragend, selbst nach zehn Jahren können sie den Griechen immer noch nicht verzeihen, die tschechische Schludrigkeit in der Chancenverwertung nach 105 Minuten bestraft zu haben.
Beim Spiel Argentinien gegen Nigeria durfte man den Anpfiff nicht verpassen, denn flugs fallen zwei Tore, eines hüben, eines drüben, beide hübsch anzuschauen, wie das ganze Spiel. Weil Edin Dzeko ebenfalls früh die Weichen im Parallelspiel auf Bosnien und Herzegowinas ersten WM-Sieg stellt, kann sich Nigeria ganz dem munteren Mitspielen widmen, Qualifikation fürs Achtelfinale geschafft, Westafrikas Fußballehre gerettet. Messi macht was für seine Torbilanz und schließt mit zwei Treffern zu Neymar auf. Karem Benzema hingegen bleibt im Abendspiel bei drei, auch wenn er selbst meint, es müssten schon fünf sein.
In der argentinischen Gruppe ist am letzten Spieltag demnach früh die Spannung raus, ich muss weder mitfiebern, mitrechnen oder Rechtfertigungen im Kopf vorbereiten. Endlich kann ich mich ganz dem Spiel widmen, wie lange konnte ich das schon nicht mehr?
Französisch für Turniereinsteiger
Ecuador spielt contre eine auf etlichen positions geänderte französische équipe mit viel courage, aber ohne fortune. Lange nähren sie die chance, mit eine victoire die nächste etape der Coup zu erreichen. Im finalen moment fehlt die attaqueurs die classe und die rafinesse, die précision bei schiessen. Und für 40 minutes ein Spieler. Nach einem harten duel bekommt ein ecuadorien den roten carton. Expres habe er dem rivale aufs Knie getreten, réalise der arbitre. Im match parallel qualifie Shaqiri den Schweizer FC Kosovo mit drei gols, für Ecuador ein désastre. Eine première der championat, erste équipe aus Amérique du Sud non qualifié.
Deutschland vor dem Spiel
Mental bin ich längst beim schweren Gruppenspiel gegen die USA. Wie wird Yogi Löw das psychisch verkraften? Er spielt gegen seinen ehemaligen Chef, der ihm seinen schönen Posten verschafft hat. Der kann ihm den auch wieder nehmen, ein Ausscheiden wird Löw kaum überleben. Im Vorfeld hat er vieles richtig gemacht. Er hat offensiv das Maximalziel ausgegeben. Alles andere hätte ihn auch unglaubwürdig gemacht. Mit diesen Spielern, die in den vergangenen Jahren die Champignon-Liga gehörig aufgemischt haben, kannst du gar kein anderes Ziel ausgeben. Da kannst du unmöglich sagen, du willst den vierten Platz. Nun geht’s gegen die Klinsmänner. Nur keine falschen Komplexe gegenüber dem alten Chef, Yogi! Auch der Jürgen putzt sich morgens die Zähne und wäscht sich nach dem Stuhlgang die Hände.
Gerd Lemke