Vor den Halbfinalspielen genießt Gerd Lemke noch einmal den Blick auf Prag und entgiftet seinen Körper mit grünem Tee, Trennkost und Ernährungszusätzen.
Zum Glück hat die Tour de France begonnen, so haben die langen Nachmittage bis zum Halbfinale doch noch einen Inhalt. Die stundenlangen live-Übertragungen regen geradezu zum Reflektieren an. Nichts ist es also geworden mit der WM der Südamerikaner, die großen Namen Argentinien und Brasilien sind in der letzten Woche nicht mehr dabei. Ich brauche nicht lange für die Gründe von Argentiniens Scheitern nachzudenken. Maradona hat es versaut, weil er immer noch glaubt, er als Spieler habe die WM 1986 ganz alleine gewonnen. Die anderen Spieler wären nur dazu da gewesen, ihm die Schuhe zu putzen und Einwürfe sowie Abstöße zu übernehmen. Bis heute hat der Mann nicht verstanden, dass dazu auch eine funktionierende Mannschaft nötig ist und natürlich eine überzeugende Taktik. Doch verzeihen wir ihm das, der Mann hatte ein heftiges Drogenproblem, wahrscheinlich eingefangen bei der neapolitanischen Camorra, und sicherlich auch ein paar Gedächtnislücken. Deshalb glaubt er jetzt, was so dahergesagt wird und versteht noch nicht, dass der FC Barcelona heute keineswegs der FC Messi(-as) ist, sondern ein höchst filigran eingestelltes Räderwerk, in dem Messi derzeit die Kirsche auf der Torte darstellt.
Und da wären wir auch schon bei Spanien, ganz Deutschland scheint das Spiel ja schon abgehakt zu haben. Ich keineswegs, denn die spanische Mannschaft ist in taktischer Hinsicht der argentinischen haushoch überlegen und stellt so einen viel schwierigeren Gegner dar. Nur vorne läuft es bisher noch nicht so, einzig David Villa strahlt Torgefahr aus und das könnte dann eventuell zu wenig sein, falls nicht noch jemand anderer in die Bresche springt.
Die one-man-show von Uruguays Diego Forlán könnte sich genauso im anderen Halbfinale als nicht ausreichend herausstellen, um gegen Holland zu bestehen. Doch ist die kleinste Nation Südamerikas auf jeden Fall jetzt schon einer der großen Gewinner dieses Turniers. Chapeau!
Irgendwie ist die Besetzung des Halbfinales mit genau diesen drei europäischen Mannschaften nur logisch und geht aus der letzten EM hervor. Spanien dominierte auch deshalb am Ende so klar, weil Holland sich das Turnier mit einem schlechten Spiel kaputt gemacht hat, in dem es in die Falle des Trainerfuchses Guus Hiddink getappt ist. Ansonsten wäre auch Holland ins Halbfinale eingezogen und damit hätte es die Plätze eins bis drei der letzten EM komplettiert. Diesmal gibt es keinen holländischen Trainer gegen die elftal, also sollte das Finale drin sein. Ob es dann gegen Deutschland gehen wird, bleibt abzuwarten, dann aber stünde ganz Holland Kopf und würde die Revanche für 1974 fordern. Ein Fußballklassiker wäre das sicherlich und ein würdiges Finale obendrein.
Aber: Abwarten, vielleicht kommt es doch noch ganz anders.