Die Nachricht kam schon gestern Abend über die Online-Medien (novinky.cz). Von nun gilt: Wer in der tschechischen Republik mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, muss entweder eine Maske oder einen anderweiten Mund- und Nasenschutz, z. B. Skibekleidung oder aus selbstgenähten Stoffen, tragen. Aus wichtigen Gründen, wie z. B. Arztbesuche oder Beschaffung von Lebensmitteln, darf das eigene Haus noch verlassen werden.
Prag, am Morgen des 17.03.2020: Eine Geisterstadt. Nur noch wenige Menschen sind auf den Straßen zu sehen. Seit vergangenen Montag gilt die landesweite Quarantäne. Seit heute kam die Maskenpflicht dazu. Die Straßen- und U-Bahnen in Prag sind leer und die wenigen Leute, die man sieht tragen entweder Masken oder Stretch-Schals. Viel Auswahl auch bei den Sitzplätzen. Problemlos können die Prager Fahrgäste nun 2 Meter oder mehr Abstand von einander halten. Auch die Verkäuferinnen im Wurst- und Fleischerladen an der Station Hradcanska tragen einen OP-Mundschutz. Daneben 3 Polizisten mit FFP3-Masken.
Schon vor Tagen begannen die Prager Verkehrsbetriebe damit, die Straßen- und U-Bahnen großzügig zu desinfizieren. An den Stationen gibt es jetzt Spender mit Handdesinfektionsmittel. Die Mittel riechen etwas streng. Das liegt daran, dass das Desinfektionsmittel nun von den Fachbereichen für Chemie an tschechischen Universitäten in Eigenproduktion hergestellt wird. Schon vor Tagen hat die Regierung Tausende von Litern reinen Alkohols beschlagnahmen lassen, um daraus Desinfektionsmittel herzustellen.
Auch gelang es Mitarbeitern der Universität Zlín Handdesinfektionsgel in Eigenproduktion herzustellen. Der Sender CT24.cz schrieb dazu: "Das Desinfektionsgel wurde von Mitarbeitern der Tomas Bata Universität in Zlín hergestellt. Die Universität kann täglich bis zu 480 Liter Desinfektionsgel herstellen. Für diese Produktion wurde sie bereits vor sechs Jahren zertifiziert." Der Rektor der Universität Vladimir Sedlarik dazu: "Jetzt nutzen wir in diesem landesweiten Notfall unser Wissen und entwickeln ein Gel für unsere eigenen Bedürfnisse."
Durch diese und weitere Maßnahmen hat sich Tschechien, gemessen an den Fallzahlen, gegenüber Deutschland, das seine Maßnahmen eher schleppend und unter großen innenpolitischen Uneinigkeiten anging, vermutlich einen Vorsprung um Wochen oder länger gesichert.
Prag, 17.03.2020
Konstantin John Kowalewski