Plötzlich und unerwartet“ könnte man auch im Fall der Trojská lávka sagen. Vor gut zwei Jahren hatten Statiker zwar die Trojaer Fußgängerbrücke mit ihren Messinstrumenten im Blick - alle zwei Minuten sendeten die Systeme ein Signal, das den Zustand der Brücke meldete - doch dann brach es am 2. Dezember 2017 um 13:16 Uhr genauso plötzlich wie unerwartet ab. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich zahlreiche Wochenendausflügler zwischen der Kaiserinsel (Císařský ostrov) und dem nördlichen Prager Stadtteil Troja, denn unglücklicherweise war es ein Samstag und viele Familien mit Kindern kamen entweder vom nahegelegenen Stromovka-Park oder wollten von Troja aus gerade dorthin. Die Brücke stürzte ein und riss die Passanten mit sich.
Link zum Thema: Die Trojská lávka bei Wikipedia
An diesem Tag befand ich mich zufällig zufällig im südlich von der Brücke gelegenen Stromovka-Park und wollte ursprünglich ebenfalls die Brücke überqueren, um zum Botanischen Garten zu gelangen. Aber aus irgendeinem Grund hatte ich eine Eingebung einer bestimmten Art (nicht zum ersten Mal in meinem Leben), die mich an diesem Samstag eine andere Route wählen ließ, sodass ich den Park in Richtung Výstaviště durchquerte. Ein hoher Bahndamm versperrte mir zwar die Sicht auf die Fußgängerbrücke, doch ich sah wie plötzlich der Rettungshubschrauber von der anderen Seite des Bahndammes unablässig aufstieg, wieder landete und wieder aufstieg und die zum Teil schwer verletzten Passanten, die die Brücke mit sich in die Moldau riss, ins Krankenhaus flog. Ein älterer Mann wurde ins künstliche Koma verletzt.
Seitdem wird die Überquerung der Moldau an dieser Stelle durch eine Fähre sicher gestellt. Nun hat sich neben der Anlegestelle und auf Höhe der alten Brücke das erste Fundament für den Nachfolger der Fußgängerbrücke gesellt. Das Bauende wird ca. 2022 erwartet.
Konstantin John Kowalewski
Prag, 23.02.2020