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| | Reise | 21.4.2010

Von traurigen Tieren und kreischenden Mädchen

Ein Ausflug nach Prag 7 in den Prager Zoo und auf den Rummelplatz

Die Zeit tickt – ich habe nicht einmal mehr ganz sechs Monate hier und die Liste mit Sachen, die ich unbedingt noch machen muss, wird täglich länger. Letzten Sonntag war es dann auch endlich soweit und anstatt mal wieder fünf neue Ausflugsziele auf die Liste zu setzten, habe ich einfach mal einen gemacht. Und zwar zuerst in den Zoo und danach noch auf die Matĕjská pout’, eine Art Volksfest oder Kirmes auf dem Ausstellungsgelände Výstavištĕ.

Eigentlich hätte ich ja Tausende von tschechischen Präfixen lernen sollen und mein Mitbewohner war wie immer auch mal wieder dagegen, dass ich weggehe und er alleine zuhause sitzen muss. Ihm fielen auch viele gleich viele gute Gründe ein, warum es eine schlechte Idee sei, in den Zoo zu gehen: Man sollte wegen der Vulkanwolke die Wohnung nicht verlassen, warne das Radio, und überhaupt seien bei dem schönem Wetter heute bestimmt Millionen von Menschen dort. Das stimmte auch. Um genau zu sein 11797, wie wir später an der Anzeigentafel am Eingang ablesen konnten. Doch trotz dieser guten Gründe, konnte er mich nicht davon überzeugen, zu hause zu bleiben. Das Wetter war einfach zu schön und die Begleitung zu willig.

So saß ich dann um kurz vor zwei in der Tram auf dem Weg zum Nádraží Holešovice, wo ich die drei anderen Mädels zu unserem Ausflug treffen sollte. Natürlich kamen sie mal wieder zu spät. Gut, dass ich noch eine alte Metro-Zeitung in der Tasche hatte und so habe ich an diesem Tag doch noch was für mein Tschechisch getan, da ich nämlich in der Zeit bis die Mädels auftauchten die Kleinanzeigen studierte.

Zusammen mit einer Million Menschen quetschte ich mich fünf Anzeigen später mit den Mädels in den Zoobus Nummer 112 und schon standen wir vor dem Zoologická záhrada der Stadt Prag. Für 100 Kronen gab’s dann eine mit Magnetstreifen und unterschiedlichen Tierbildern versehene Eintrittskarte und dann waren wir endlich drin. Erstmal schien es nun gleich Streit zu geben, welche Tiere in welcher Reihenfolge angeschaut werden sollten. Doch letztlich konnten wir uns darauf einigen, erst mal das Wolfsgehege aufzusuchen, weil die Wölfe in wenigen Minuten gefüttert werden sollten. Auf dem Weg dorthin passierten wir etliche andere Tiere. Und ich muss zugeben, ich war doch etwas entsetzt. Die saßen alle in ziemlich kleinen Gehegen, oft völlig ohne Rückzugsmöglichkeiten. Klar, für die Besucher toll, weil man so gut wie jedes Tier sehen kann. Für diese jedoch weniger erfreulich, was man den Meisten auch ansah. Ein Großteil lag einfach nur apathisch in der Gegend rum und rührte sich nicht.

Die Wolfsfütterung war auch nicht so beeindruckend, da diese nur ein paar kleine Rippchen bekamen. Weiter ging es ins Afrikahaus, wo sich die großen afrikanischen Tiere wie Giraffen und Zebras befinden. Sehr zu meinem Erstaunen keine Elefanten. Daneben befindet sich dann eine Art zweites Afrikahaus für die kleineren und kleinen afrikanischen Tierchen, und ich muss auch hier sagen, dass für mich zu wenig verschiedene kleine und vor allem Kleinsttiere zu sehen waren. Aufgrund der Beschilderung hatte ich mit vielen Spinnen und Insekten gerechnet, doch gerade mal einen dicke Spinne war vorhanden.

Hungrig vom Rumlaufen, legten wir nun kleine Essenspause ein und im Anschluss wurde es dann tropisch heiß im indonesischen Dschungel. Dieses Areal ist wirklich eine gelungene Konstruktion. Der Besucher wandert auf einem Pfad durch einen Wald aus Bäumen, überall fliegen Vögel rum und ziehen sich Lianen durch. Mein Highlight waren die frei fliegenden Fledermäuse, die einem in der Abteilung für Nachtaktive Tiere um den Kopf schwirren.

Dieser direkte Kontakt zu den Tieren hat mir am Prager Zoo sehr gut gefallen hat. So ist man nicht nur potentielle Blutquelle für die Netopyry, sondern kann auch auf Tuchfühlung mit den Lemuren gehen oder durch diverse Vogelvolieren hindurchgehen. Insgesamt ist uns auch aufgefallen, dass im Vergleich mit Tiergärten in Wien oder München, Zäune, oder ähnliche Sicherheitsmaßnahmen, welche die Tiere vom Besucher, oder auch untereinander, trennen, doch eher weniger ausgeprägt sind. Teilweise dachten wir auch schon darüber nach, dass auszunutzen und uns eines der niedlichen Babytierchen zu stibitzen. Aber wir haben es dann doch gelassen.

So langsam neigte sich der Zootag dann auch schon dem Ende entgegen. Nach einem letzten Abstecher zum Kinderspielplatz verließen wir das Areal um kurz nach halb sieben und machten uns auf zum Ausstellungsgelände Výstavištĕ, wo heute der letzte Tag der Mathias-Kirmes war.

Gemütlich bummelten wir nun durch den Jahrmarkt, genossen die Aussicht aus dem Riesenrad, aßen Zuckerwatte und diskutierten heiß, mit welchen der verbleibenden Attraktionen wir nun noch fahren sollten. Da wir schon ziemlich spät dran waren, war vieles schon im Abbau begriffen. So endeten wir letztlich bei einem Fahrgeschäft, dass einen hoch in der Luft in alle Richtungen wirbelte und bei dem die Chance, dass man dies heil übersteht auch eher gering aussah. In einem Anfall von geistiger Abwesenheit kauften wir zwei Tickets, übergaben die Taschen den zwei vernünftigen Mädels und stiegen ein. Kurze Zeit später fand ich mich in zehn Metern Höhe wieder, mich mit schweißnassen Händen an der Sicherheitsstange festklammernd und um mein Leben schreiend.

Doch da ich an dieser Stelle davon berichten kann, bin ich folglich nicht gestorben, auch wenn es sich kurzzeitig wirklich so anfühlte. Berauscht von diesem Adrenalinkick machten wir uns dann auf den Heimweg, wo ich beglückt einen der vielen Punkte auf meiner Liste abhakte und mich schon auf den nächsten Ausflug freue.

Externer Link: www.matejskapout.czwww.matejskapout.cz, www.zoopraha.czwww.zoopraha.cz
Bildnachweis:
Monika Kindermann
Matějská pouť - Výstaviště Holešovice

170 90
Praha 7
Hauptstadt Prag (Hlavní město Praha)
Tschechische Republik

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