Prag - Der Sapa-Markt ist ein vietnamesischer Großmarkt am Rande von Prag, er ist Handelszentrum und Umschlagplatz für Waren aller Art.
Der Sapa-Markt ist so groß, dass er oft als "Stadt in der Stadt" charakterisiert und im Volksmund von den Tschechen "Klein Hanoi" genannt wird.
Auf einer Fläche von etwa 35 Hektar sind mehr als 7000 Unternehmer angesiedelt, überwiegend handelt es sich dabei um Vietnamesen, aber auch Chinesen. Auf dem Sapa-Markt herrscht sieben Tage in der Woche und 365 Tage im Jahr geschäftiges Treiben, denn die vietnamesischen Einzelhändler und Betreiber von Restaurants und Fast-Food-Küchen kommen nicht nur aus der ganzen Hauptstadt, sondern auch dem weiteren Umland hierher und versorgen sich mit Waren für ihre Geschäfte.
Wirkung von Großrazzien verpufft
Sicher, man findet hier in großem Stil alles, was auch auf grenznahen Asia-Märkten in Tschechien angeboten wird: Zigaretten, Alkohol, Kleidung, Schuhe, Haushaltswaren, Pyrotechnik. Schilder mit durchgestrichen Fotoapparaten weisen allerorten darauf hin, dass Kameraobjektive nicht gern gesehen sind. Sie lassen ahnen, dass schon das sichtbar angebotene Warensortiment nicht ganz koscher ist. Was unter dem Ladentisch wohl noch zum Verkauf bereit liegt?
Die tschechische Zollbehörde führt zwar immer wieder Großrazzien auf dem Sapa-Markt durch. Bei denen werden dann auch regelmäßig ganze Containerladungen an gefälschten Markenprodukten beschlagnahmt. Zum guten Ruf des Sapa-Marktes trägt das nicht bei. Doch kaum, dass die Beamten abgerückt sind, sind auch die Läden mit neuen Produktfälschungen wieder bis unter die Decke gefüllt. Das Angebot wird hier von der Nachfrage bestimmt. Für die Handelsströme aus Fernost stellt der Zoll jedenfalls keine Barriere dar.
Was aber den Asia-Markt Sapa erst zu einem Erlebnis macht, ist sein Flair mit den unzähligen Schnellimbissen, Restaurants, Lebensmittelgeschäften, Supermärkten, Gemüsehändlern und den Firmen, die auf Dienstleistungen spezialisiert sind, die ganz auf die Bedürfnisse der in Tschechien lebenden Vietnamesen zugeschnitten sind. Dazu gehören Geldtransfer nach Vietnam, Flugtickets nach Fernost, Versicherungen, Hochzeitssalons, Rechtsberatung, spezialisierte Buchhandlungen.
Entdeckungsreise nach Asien
Auch das Glücksspiel blüht hier, es gibt Wettbüros und Kasinos, und wenn man in verrauchten Kabuffs vietnamesische Kartenspieler zocken sieht, kann man sich tatsächlich vorstellen, irgendwo in Fernost gelandet zu sein.
Auf dem Gelände gibt es sogar einen vietnamesischen Kindergarten, ein vietnamesisches Gymnasium und einen buddhistischen Tempel.
Der Sapa-Markt entstand an der Jahrtausendwende auf dem Gelände des ehemaligen Pisnícer Fleischkombinats in Prag-Písnice und der Geflügelfarm in Prag-Libuš. Trotz seiner Lage am Stadtrand von Prag ist er gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Direkt vor dem Areal befindet sich die Autobushaltestelle Sídliště Písnice der Buslinie 113, die von der Metrostation Kačerov der roten U-Bahn-Line C abfährt. An der U-Bahn-Station braucht man nur den vielen Vietnamesen zu folgen, dann kann man die Haltstelle des Autobusses nicht verfehlen. Zum Sapa-Markt gelangt man außerdem auch mit der Buslinie 197, die vom Busbahnhof Smíchovské nádraží abfährt.
Tritt man dann durch das Eingangstor zum Gelände des einstigen Fleischkombinats, findet man sich in einem einzigartigen Mikrokosmos wieder: Klein Hanoi. (nk)