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Tschechien OnlineTschechien Online | Rubrik: Gesellschaft | 12.10.2009
Agentur ließ Bauarbeiter T-Shirt mit dem Slogan "Ich hätte besser lernen sollen" tragen

Prag - Gelungen oder geschmacklos? Die Werbekampagne einer Bildungsinitiative erhitzt in Tschechien zurzeit die Gemüter. Um ihr Online-Angebot zu propagieren, ließ die Organisation T-Shirts mit dem Slogan "Ich hätte besser lernen sollen" bedrucken und an Bauarbeiter in Prag verteilen.

Zur Belohnung bekamen die Männer in Absprache mit ihrem Arbeitgeber Zigaretten, Bier und Bratwürste.

Nach Medienberichten handelte es sich bei den Betroffenen um Roma aus dem ostslowakischen Kreis Prešov, die als saisonale Hilfskräfte in der rund 700 Kilometer entfernten tschechischen Hauptstadt arbeiten. Während der PR-Aktion waren sie zu Straßenbauarbeiten in der Prager Innenstadt, unweit des Wenzelsplatzes im Einsatz.

Aufgrund der Proteste von Roma-Verbänden, Gewerkschaften und Politikern wurde die kontroverse Kampagne bereits nach einem Tag eingestellt.

Der tschechische Minister für Minderheiten und Menschrechtsfragen, Michael Kocáb, kritisierte die Aktion als "zynisch und berechnend" und warf den Autoren vor, das "Stereotyp der ungebildeten Roma" zu verbreiten. Außerdem stelle sie eine Herabwürdigung manueller Berufe dar und nähre das Vorurteil, dass Arbeiter ungebildet seien.

In diesem Zusammenhang erinnerte Kocáb daran, dass während des Kommunismus viele tschechische Emigranten, darunter auch Akademiker, ihren Lebensunterhalt als Arbeiter verdient hatten. "Nicht wenige Dissidenten würden sagen, dass sie im Ausland und zuhause in Arbeiterberufen tätig und darüber froh waren", gab der Menschenrechtsminister zu bedenken.

Die Autoren der Kampagne streiten die Vorwürfe ab, wonach sie mit fremdenfeindlichen Vorurteilen gearbeitet hätten und beteuern, weder die Roma-Minderheit noch die Arbeiterschaft beleidigt haben zu wollen. Es sei ein Zufall gewesen, dass die Betroffenen Roma gewesen seien. Außerdem hätten die freiwillig "und mit einer Portion Selbstironie" mitgemacht.

Auch František Šlehofer, Arbeitgeber des Bautrupps, beteuert, dass die Männer sich aus freien Stücken als Werbeträger zu Verfügung stellten. "Es sind ja sowieso nicht die größten intellektuellen Leuchten", so der Unternehmer über seine Angestellten. (gp)

Themen: Roma, Werbung, Michael Kocáb

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