Prag - Sogenannte Notfall-Verhütungsmittel sollen ab Ende November in Tschechien rezeptfrei erhältlich sein. Das gab am Donnerstag das Staatliche Amt zur Arzneimittelkontrolle (SÚKL) bekannt.
Demnach sollen die bisher verschreibungspflichtigen Notfallkontrazeptiva Postinor-2 und Escapelle für Frauen und Mädchen ab 16 Jahren gegen Vorlage eines Personalausweises in Apotheken erhältlich sein.
Die gemeinhin als "Pille danach" bekannten Präparate zur postkoitalen Empfängnisverhütung sollen nach einem Geschlechtsverkehr ohne Verhütungsmittel eine ungewollte Schwangerschaft verhindern.
Die Präparate basieren dabei vor allem auf dem hormonähnlichen Wirkstoff Levonorgestrel. Die Wirksamkeit von Levonorgestrel ist abhängig vom Zeitpunkt der Einnahme, die bis spätestens 72 Stunden (3 Tage) nach dem Geschlechtsverkehr folgen muss.
Gerade wegen des kleinen Zeitfensters, das für die Wirksamkeit offen ist, wird die neue Regelung von vielen Gynäkologen begrüßt, da mit der rechtzeitigen Einnahme der "Pille danach" möglicherweise spätere Abtreibungen verhindert werden können.
Kritiker befürchten jedoch, dass der Wegfall der ärztlichen Verschreibungspflicht Frauen zu missbräuchlicher regelmäßiger Verwendung der postkoitalen Verhütungsmittel verleiten könnte.
Um die Verwendung der Notfall-Verhütungsmittel als Ersatz für eine reguläre Empfängnisverhütung zu verhindern, wird die Vergabe von Postinor-2 und Escapelle auch weiterhin staatlich reguliert und kontrolliert.
So dürfen die Präparate nicht per Versand abgegeben werden. Die Apotheken dürfen zudem pro Abnahme nur jeweils eine Packung auf einmal herausgeben und müssen die Abnehmerinnen über die richtige Verwendung sowie Risiken und mögliche Nebenwirkungen informieren.
In 17 europäischen Ländern ist Levonorgestrel zur postkoitalen Empfängnisverhütung ohne Rezept erhältlich, so auch in Österreich und der Schweiz. In Deutschland dagegen wird die "Pille danach" nur auf Rezept ausgegeben. (nk)