Třebíč/Prag - Es klingt wie das Drehbuch zu einem schlechten Film: In der Geburtsklinik der mährischen Stadt Třebíč wurden am 9. Dezember vergangenen Jahres drei Mädchen und zwei Jungen zur Welt gebracht. Nun stellte sich heraus, das zumindest zwei Mädchen vertauscht und den falschen Eltern gegeben wurden.

Aufgeflogen war die Verwechslung erst jetzt, nach fast zehn Monaten, meldet die Nachrichtenagentur ČTK (Prag).

Erste Zweifel waren den Eltern Jaroslava Trojanová und Libor Broža aus Jabloňov na Žďársku dabei schon im Dezember in der Geburtsklinik gekommen.

Die kleine Nikolka wurde mit einem Gewicht von 3,30 Kilogramm geboren. Am zweiten Tag wog sie jedoch nur 2,65 Kilogramm. "Wir haben uns gesagt: haben sie sie nicht vertauscht? Aber die Euphorie darüber, dass wir ein Baby haben, hat dazu geführt, dass wir uns nicht mehr darum gekümmert haben", so der 29-jährige Libor Broža gegenüber der in Prag erscheinenden Tageszeitung Mladá fronta Dnes.

Mit der Zeit kamen jedoch Zweifel auf - zunächst freilich nur an der Vaterschaft: während beide Elternteile dunkle Haare haben, ist die kleine Nikolka blond. Schließlich hatte der Vater, nachdem ihn Freunde damit aufgezogen hatten, seine Tochter sehe ihm nicht ähnlich, einen DNA-Test durchführen lassen. Das Ergebnis: Das Baby war nicht seine leibliche Tochter. Daraufhin ließ er sich seine Vaterschaft vor Gericht aberkennen.

Happy End?

Seine vier Jahre jüngere Ehefrau beteuerte aber nach wie vor, ihr Mann müsse der leibliche Vater des Kindes sein, und ließ ebenfalls einen Test durchführen. Das Ergebnis: Auch sie war nicht die leibliche Mutter.

Die beiden Elternpaare, deren Kinder offenbar vertauscht worden sind, sind bereit, ihre Kinder zurückzutauschen und ihr jeweils biologisches Kind zu sich zu nehmen. Das bestätigte gegenüber Mladá fronta Dnes am Abend der Stellvertreter des Heitmanns vom Bezirks Vysočina, Pavel Hájek. Beide Elternpaare hätten sich heute zusammen mit einem speziellen Vermittlerteam getroffen. "Das Treffen endete gegen halb fünf nachmittags. Es ist auf einem guten Weg", so Hájek.

"Wir haben die deklarierten Ergebnisse der DNA. Zudem ist bei den einen Eltern das vertauschte Mädchen seiner Mutter ähnlich, bei den anderen seinem Vater. Das war ein positives Element und beide Elternpaare sprangen vor Freude, als sie ihr Kind sahen. Sie sind bereit, sich zu einigen. Alle sehnen sich nach ihrem eigenen Kind", so fasst Hájek die Ergebnisse des ersten Treffens zusammen. Der Rücktausch soll dabei schrittweise erfolgen und wird offenbar eher eine Frage von Tagen als von Wochen oder Monaten sein.

Vom Krankenhaus in Třebíč wollen die Eltern Jaroslava Trojanová und Libor Brož vor Gericht eine Entschädigung fordern - wie Juristen gegenüber der Mladá fronta urteilen mit guter Aussicht auf Erfolg. Das Blatt berichtet von einer auf 10 Millionen Kronen angelegten Klage.
(nk/gp)