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| | Kultur | 19.12.2012

Občan K. / Citizen K. / Der Bürger K.

Im Sommer des Jahres 2010 gelang es der tschechischen Künstlergruppe Ztohoven mit einer Aktion internationales Aufsehen zu erregen. Unter dem Motto “Citizen K.” (tschechisch: Občan K.) tauschten die Mitglieder ihre Identitäten und lebten so ein halbes Jahr mit falschen Ausweispapieren. Sie reisten im Ausland, nahmen an Wahlen teil und heirateten sogar. Sie wurden dabei von einem Filmteam begleitet und stellen ihr Projekt jetzt in den Prager Kinos vor.

Auf der Vernissage im Juni 2010 wurde die Aktion zum ersten Mal öffentlich ausgestellt. Zu sehen gab es Ausweispapiere, deren Fotos mit einer Morphingsoftware so bearbeitet wurden, dass sie die Gesichtszüge zweier Personen tragen. So konnten die Ausweise untereinander getauscht werden. Die Ausweise waren amtlich ausgestellt und gültig. Unter falscher Identität unternahmen die Mitglieder der Gruppe Auslandsreisen, nahmen an Wahlen teil und heirateten.

„Nachdem die Polizei aus den Medien über das Projekt erfahren hatte, rückten einige Beamte in die Ausstellungsräume aus und beschlagnahmten die Ausweise. Es soll jetzt erstmal festgestellt werden, ob es sich dabei um Fälschungen handelt, oder ob die Dokumente tatsächlich amtlich ausgestellt worden sind”, so Patrick Gschwend auf Radio Prag.

Die Gruppe selbst weigert sich mit Journalisten über das Projekt zu sprechen. In ihrem Manifest heißt es:

Citizen K. / I have returned from places where I beheld myself and realised that it is mainly us that matters! We are all a society, we all create the system and we watch one another. We are all involved in the fear that keeps us at a standstill. For all of us I entered the places that others fear to enter and perceived the vanity, the absurdity of obedience. How frail and how easily abused is that which should serve us. We are not numbers, we are not biometric data, so let us not be mere pawns in the hands of the big players on the game board of these times. If we do not wish to fear our own face, we must save it!

Die Ztohoven-Gruppe geriet mit “Citizen K.” nicht zum ersten Mal in Konflikt mit staatlichen Institutionen. Im Jahr 2007 gelang es der Gruppe eigenes Bildmaterial in eine Sendung des tschechischen Fernsehens zu schneiden. In Panoramaaufnahmen der tschechischen Landschaft tauchten so die Bilder einer atomaren Explosion auf.

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