Prag - Der tschechische Ministerpräsident Jiří Paroubek hat gestern den Beginn des Dokumentationsprojekts zur Aufarbeitung des sudetendeutschen Antifaschismus eingeläutet. Das berichtete die Tageszeitung Hospodářské noviny (Prag).
"Es geht hier um Menschen, die der Tschechoslowakei und den demokratischen Idealen treu geblieben sind – und gegen die dennoch in vielen Fällen die ganze Härte der so genannten Benes-Dekrete angewandt wurde“, so Paroubek. Die Prager Regierung hat für die Aufarbeitung dieses Teils der Nachkriegsgeschichte 30 Millionen Kronen (etwa eine Million Euro) zur Verfügung gestellt.
In einem Kommentar beleuchtet Hospodářské noviny den veränderten Umgang Prags mit diesem Thema. "Sogar sudetendeutsche Funktionäre können mit ihren Äußerungen in Tschechien niemanden mehr schocken", so die Zeitung.
Während im vergangenen Wahlkampf die "nationale Karte" und die "Verteidigung der nationalen Interessen" eine zentrale Rolle gespielt hatten, sei heute alles anders. Hätte sich der Ministerpräsident vor vier Jahren kurz vor der Wahl mit Vertretern der Sudetendeutschen getroffen, so wäre dies einem "politischen Selbstmord" gleichgekommen, so Hospodářské noviny. (gp/nk)