Prag - Als das Slavia noch Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen war, gehörte Václav Havel zu den Stammgästen. Jahre später setzte er sich, bereits Präsident, für die Wiedereröffnung des Cafés ein, das die neuen Besitzer verkommen ließen und später einfach geschlossen hatten.

Heute ist Havel ins Kaffeehaus an der Moldau zurückgekehrt, wenn auch nur als Statue.

Autorin des lebensgroßen Standbildes ist Barbora Daušová, Kunst- und Design-Studentin an der Universität Pilsen. Ihr Ziel war es, Havel als Literaten darzustellen, nicht als Politiker. Entsprechend habe sie die Farbe der Statue gewählt, die an Papier erinnert. Auf dem Sakko, das die Figur leger über die Schulter geworfen trägt, sind Zitate aus den Werken Havels zu lesen.

Mit der Arbeit wollte sie dem früheren Präsidenten, den sie hoch schätze, eine Ehre erweisen. "Niemand anderes wäre es mir Wert, ihn lebensgroß darzustellen", sagte Barbora Daušová dem tschechischen Fernsehen. Modell gestanden habe ihr Havel nicht, also musste sie sich an Fotografien und Beschreibungen halten.

Die Statue war ursprünglich als Seminararbeit entstanden und wurde vergangenes Jahr im Rahmen des Kulturfestivals Pilsner Fest in der westböhmischen Biermetropole erstmals ausgestellt. Im öffentlichen Raum blieb sie aber nicht lang. Unbekannte ließen sie eines Nachts verschwinden und behielten sie eine Woche.

Dann stellten sie sie an eine Ausfallstraße in Richtung Prag, um den Hals einen Zettel mit der Aufschrift "Havel auf die Burg" - eine der Losungen der "sanften Revolution" von 1989, die den Schriftsteller und Dissidenten ins höchste Staatsamt katapultierte.

Auf die Prager Burg hat es die Statue zwar nicht geschafft. Im Café Slavia aber soll sie bis Ende September ausgestellt bleiben. Zeit genug für Touristen, sich mit dem berühmten Dichterpräsidenten im Foyer ablichten zu lassen. (gp)