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Tschechien OnlineTschechien Online | Rubrik: Gesellschaft | 18.1.2010
Drogenpolitik: Toleriert heißt nicht legalisiert

Prag - Kaum war das neue Drogengesetz am 1. Januar in Kraft getreten, da zeichneten deutschsprachige Medien bereits ein Bild von Prag als dem neuen Drogenmekka, das selbst Amsterdam in den Schatten stellen würde.

Ängste wurden geschürt vor einer neuen Welle des Drogentourismus, welche auch härtere Rauschmittel in die benachbarten Länder spülen würde. Deutschland und Österreich verstärkten sogleich die Grenzkontrollen.

Doch was ist wirklich dran an der vermeintlich neuen Freiheit in Tschechien?

Fakt ist, dass der Besitz von geringen Mengen Rauschgifts bereits vorher strafrechtlich nicht verfolgt wurde, es jedoch gesetzlich keine klare Bestimmung gab, welche Mengen als "gering" und damit zum Eigenbedarf bestimmt einzustufen seien. Somit lag es im Ermessensspielraum der Polizei, ab welcher Menge sie den Besitz als ein Vergehen ansah und zur Anzeige brachte.

Demzufolge versucht das Justizministerium mit der neuen Regelung lediglich, die bereits existierende Handhabung zu präzisieren. Konkret bedeutet dies unter anderem, dass der Besitz von 15 Gramm Marihuana oder Haschisch, vier Ecstasytabletten, fünf LSD-Tabletten, sowie 1 Gramm Kokain oder 1,5 Gramm Heroin nicht als Straftat verfolgt wird.

Weiter werden auch bis zu fünf Hanfpflanzen und 40 halluzinogene Pilze oder Kakteen für den heimischen Anbau geduldet.

Die Basis für diese Entscheidung war die Überlegung, dass Drogensucht eine Krankheit ist, was aber nicht gleichzusetzen ist mit einer Entkriminalisierung des Handels. Demnach ist auch nicht zu befürchten, dass in Zukunft Coffeeshops das Stadtbild von Prag prägen werden.

Zu fragen bleibt lediglich, in wie weit die Regierung ihrer Verpflichtung nachkommt, ihre Bürger über den Konsum und die Folgeschäden des Drogenmissbrauchs zu informieren. (mk/sm)

Themen: Drogenpolitik, Drogen, Drogenbesitz, Medien

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