Prag - Die tschechischen Sozialdemokraten haben nach Einschätzung ihres Vorsitzenden Jiří Paroubek das Internet als PR-Medium unterschätzt und bisher unzureichend genutzt.
"Das haben wir wirklich verschlafen, was die Internet-Medien betrifft. Und werden es schnell, sehr schnell nachholen", sagte Jiří Paroubek heute in einem Interview mit dem Radiosender Impuls.
Die ČSSD müsse künftig verstärkt junge Leute ansprechen, die seiner Einschätzung nach bisher von rechts-konservativen Medien beeinflusst würden, so Paroubek. Der ČSSD-Vorsitzende nahm dabei Bezug auf die Vorfälle der vergangenen Tagen, bei denen die ČSSD-Wahlveranstaltungen massiv durch Eierwürfe gestört worden waren. Aufgerufen zu den Aktionen hatten ČSSD-Opponenten mittels des sozialen Netzwerks Facebook unter dem Motto "Eier für Paroubek in jeder Stadt!" (Vejce pro Paroubka v každém městě!).
Paroubek selbst hat noch kein eigenes Facebook-Profil. "Ich habe keins und denke, dass ist ein großer Schwachpunkt und ein großer Fehler. Und ich muss sagen, dass die Leute um mich herum in dieser Sache ein bisschen versagt haben", so der ČSSD-vorsitzende. Paroubek fügte hinzu, dass er bereits vor einigen Monaten vorhatte, auf diese Weise mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Allerdings habe aus seiner Sicht eher eine funktionierende Website als ein Facebook-Profil Priorität.
Nach jüngsten Meinungsumfragen hat die ODS die ČSSD wenige Tage vor den Wahlen zum Europaparlament und überholt und liegt nun in der Wählergunst etwa sechs Prozent vor der ČSSD.
Nach einer Umfrage, die die Agentur STEM für das Tschechische Fernsehen (ČR) durchgeführt hat, würde die ODS bei den Europawahlen 29 Prozent der Wählerstimmen erhalten. Die Sozialdemokraten kämen demnach auf 23 Prozent, gefolgt von den Kommunisten mit 14,5 Prozent und der Volkspartei mit etwa sieben Prozent Stimmenanteil. Die Grünen würden an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. (nk)