Prag - Der frühere tschechische Vizepremier Egon Lánský ist am Dienstag im Alter von 79 Jahren in Prag gestorben. Das berichtet der Online-Dienst Novinky.cz unter Berufung auf einen Sprecher des Militärkrankenhauses Prag-Střešovice, wo der Politiker seit längerer Zeit in Behandlung war.

Lánský gehörte 1998 und 1999 zum Kabinett des damaligen Ministerpräsidenten Miloš Zeman und war vor allem für die Beitrittsverhandlungen Tschechiens mit der EU zuständig.

Darüber hinaus koordinierte er die Arbeit von Außen-, Verteidigungs- und Innenministerium.

Ende November 1999 reichte Lánský aus Gesundheitsgründen seinen Rücktritt ein. Davor war er allerdings wegen Ungereimtheiten im Zusammenhang mit einem nicht deklarierten Devisenkonto in Österreich in die Kritik geraten. In der Politik blieb er bis 2002 aktiv, als ČSSD-Senator für den Kreis Děčín.

Egon Lánský entstammte einer jüdischen Familie aus dem slowakischen Trenčín. Als Kind wurde er mit seiner Mutter und weiteren Angehörigen über Sammellager in der Slowakei und Polen nach Theresienstadt verschleppt, wo sie allerdings bald befreit wurden.

Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings floh der wegen seiner antikommunistischen Aktivitäten gefährdete Lánský nach Schweden und lebte bis zur Wende 1989/90 im Exil. (gp)