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Der Autor

Jörg Jacob ist 1964 im sächsischen Glauchau geboren. Nach einer Ausbildung als Polsterer übte er verschiedene Beschäftigungen aus, beispielsweise als Handwerker oder Aushilfe in der Gastronomie.

In den Jahren 1998-2002 studierte er am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Seit dem Jahr 2010 nimmt er an medial-pädagogischen Projekten der Schriftsteller- und Druckwerkstätten für Kinder und Jugendliche teil. Zurzeit lebt er in Leipzig und arbeitet als freier Autor.

Sein Roman "Das Vineta-Riff", in dem sich die Plätze seiner Kindheit in der DDR wiederspiegeln, wurde im Jahr 2006 mit dem Gellert-Preis ausgezeichnet. Das Prosawerk "Fluten" setzt sich mit dem Thema des Jahrhundert-Hochwassers im Jahr 2002 auseinander. Zu den neuesten Werken zählen: "Klick! 99 Miniaturen" oder "Geschichte ohne festen Wohnsitz", 2014.

Im Internet: www.joerg-jacob.dewww.joerg-jacob.de
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Prager Spaziergänge

Wieder in Prag. Nach vielen Jahren. In keiner anderen Großstadt war ich so oft wie in Prag, vielleicht nicht einmal in Berlin. Und ich bin mir sicher, dass ich in keiner anderen Stadt, weder in Berlin noch in Leipzig, wo ich immerhin seit siebzehn Jahren wohne, schon an derart unterschiedlichen Orten übernachtet habe: In der Kabine eines Flussschiffs auf der Moldau, in einem Bauarbeiterwohnheim (es stand in einem Vorort, umringt von Plattenbauten, ich erinnere den Namen nicht mehr), in einem verwilderten Gartengrundstück in Smichov (oder war´s Nusle?), im Pausenraum der Nachtschicht eines Industriebetriebs in Libeň, in einer Wohnung, in der Uniformmäntel der tschechoslowakischen Armee ausgebessert wurden, in abgelegenen Gängen und Winkeln des Hauptbahnhofs, auf einem Zeltplatz, in einer Wohngemeinschaft vis-à-vis der Deutschen Botschaft. Wieder in Prag. Dieses Mal bin ich in einer großzügigen Wohnung in der vierten Etage eines Jugendstilhauses untergebracht. Der Blick über die Moldau ist grandios. Ich bin ganz allein in der Wohnung, irgendwo im Haus spielt jemand Klavier und draußen wird es jetzt gerade dunkel. Im Tesco auf der Narodni habe ich eine Flasche Tuzemský Rum gekauft und werde sie gleich öffnen. Über dem Petřín ist der Himmel noch tief dunkelblau und der kleine Eiffelturm leuchtet.

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