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Prag | Rubrik: Kultur, Musik | 4.7.2013

Jazz und Jazzclubs in Prag: Doch nur Fahrstuhlmusik?

Wo sind Jazzkonzerte wirklich sehenswert?

Prag - In der Prager Altstadt kann man den Jazz kaum übersehen, wirbt doch jedes zweite Restaurant mit einer Liveband. Ob Latin, Blues oder romantischer Fiedler, Jazz steht auch immer mit auf der Speisekarte.

Aber welche Konzerte sind wirklich sehenswert und wo bekommt man nur Fahrstuhlmusik geboten?

Die Wurzeln des tschechischen Jazz gehen noch in die Zeit der Ersten Republik zurück. Jaroslav Ježek, R.A. Dvorský, Melody Makers oder Karel Vlach waren die Stars dieser frühen Bewegung.

Die große musikalische Entfaltung wurde dem tschechischen Jazz aber noch versagt, als er zwischen die Fronten der Geschichte geriet. Nach der deutschen Okkupation wurde die Musik in Prag von den Machthabern unerwünscht und in den Untergrund verdrängt. Und nach der Befreiung durch die Rote Armee hatte sich die Situation nicht wesentlich verändert.

Dennoch gelang es den tschechischen Musikern, abseits vom Mainstream zu Form und Ausdruck zu kommen. Die rar gesäten Auftritte hinter dem Eisernen Vorhang stießen in Westeuropa und Amerika auf offene Ohren und gute Kritik. Vor allem der Jazz der späten 60er und 70er Jahre erlangte hohen Bekanntheitsgrad. Zu seinen berühmtesten Vertretern gehören sicherlich Emil Viklický, Jiří Stivín und Milan Svoboda, die auch heute noch auf nationalen und internationalen Bühnen spielen.

Jazzbands spielen in Prag täglich. Die vielleicht interessantesten Lokale finden sich fast alle in der Prager Altstadt und auf der Kleinseite. Hier findet sich auch das U malého Glena, in dessen winzigem Keller Interpreten aus aller Welt auftreten. Hier werden Jazz und Blues gespielt, mal mit Notenblatt und mal ganz improvisiert. Weil der Raum so klein ist, ist es ganz einfach, mit den Musikern in Kontakt zu kommen und nach der Vorstellung gemeinsam ein Bier zu trinken.

Der traditionsreiche Reduta Jazz Club ist zentral gelegen auf der Národní třída. Diesen Club gibt es schon seit den 50er Jahren und viele Prager Jazzlegenden haben hier ihren Anfang genommen. Der Club ist noch immer hochfrequentiert, nicht zuletzt, weil hier der ehemalige US-President Clinton Saxofon spielte.

Nicht zu vergessen auch das AghaRTA Jazz Centrum. Dieser besondere Club ist in einem Kellergewölbe unter der Altstadt gelegen und spielt täglich Jazz. Hier spielen vor allem nationale Größen. Das AghaRTA kann schnell voll werden, also lohnt es sich früh da zu sein.

Der mit Hinblick auf Programm, Interieur und gastronomische Klasse einzige Weltklasse-Club der Stadt ist das Jazz Dock, das auch bei Musikern hoch im Kurs steht (Video). Täglich gibt es hier zwei Konzerte (um 19 und 22 Uhr), an Wochenenden legen Jazz-DJs bis in die frühen Morgenstunden auf.

Leider ist die außergewöhnliche Lage - auf einer künstlichen Insel in der Moldau - dem Lokal beim jüngsten Hochwasser zum Verhängnis geworden. Teile der Einrichtung wurden völlig zerstört. Die Renovierung wird sich noch Wochen hinziehen. Ein absolutes Muss für Jazzfreunde. (ag/gp)

Autor: Tschechien Online - Ressort Kultur
Bildnachweis:
Zuletzt aktualisiert: 30.8.2016
Weitere Infos: www.jazzdock.cz, www.malyglen.cz, www.agharta.cz

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