Prag - Auf der Prager Burg ist noch bis zum 31. Juli 2011 eine Ausstellung zu Růžena Zátková zu sehen, der wohl einzigen tschechischen futuristischen Malerin. Zátková (1885 - 1923), enge Mitarbeiterin des Futurismus-Begründers F. T. Marinetti, ist heute in Tschechien und auch dem Rest der Welt weitgehend unbekannt.

Das Ziel der Ausstellung ist es, diesen weißen Fleck auf der Landkarte der tschechischen Kunstgeschichte zu tilgen.

Nicht nur das Werk der Künstlerin, auch ihr relativ kurzes Leben ist ungewöhnlich. Schon früh verließ sie Tschechien und lebte unter anderem in München, Paris und schließlich Rom. Hier war es auch, wo sie schließlich heiratete und begann, sich intensiv mit den italienischen Futuristen wie etwa Giacomo Belli und vor allem Filippo Tommaso Marinetti auszutauschen.

Gerade diese Einflüsse sind in ihrem Werk, das unter anderem Collagen, Skulpturen, Illustrationen und abstrakte, realistische oder schlicht dekorative Gemälde umfasst, deutlich zu erkennen.

Aber auch der Münchner Symbolismus und die Pariser Avantgarde haben ihre Spuren hinterlassen. Zwar verstand es die Künstlerin - wie sonst nur wenige ihrer Landsleute - zu Lebzeiten auch außerhalb ihrer Heimat zu einiger Berühmtheit zu gelangen. Der Preis dafür jedoch war, dass sie schnell die Verbindung zur tschechischen Kunstszene verlor.

Dies sollte sich eigentlich 1923 ändern, als eine große Ausstellung von Zátkovás Werken in Prag geplant war. Der überraschende Tod der Künstlerin aufgrund von Tuberkulose im Herbst desselben Jahres verhinderte dies jedoch und ließ die Futuristin in der Folgezeit nahezu völlig in Vergessenheit geraten.

Fast neunzig Jahre nach ihrem Tod soll die aktuelle Ausstellung Zátková nun die ihr gebührende Anerkennung zukommen lassen. Dabei werden neben der Präsentation verschiedenster Werke aus zahlreichen Sammlungen auch allgemeinere Fragen wie verschiedene Erscheinungsformen der Modernität, die Rolle von Experiment und Tradition und Zátkovás Stellung als Frau in Künstlerkreisen thematisiert. (bf)