Prag - Wer das Prager Nachtleben kennt und auf der Suche nach etwas Neuem, Aufregendem ist, der sollte sich dieser Tage in die Mánes-Galerie begeben.
Dort läuft bis zum 30. Juni die Ausstellung "Moskauer Nächte" des tschechischen Starfotografen Antonín Kratochvíl.
Entstanden 2007 als Auftragsarbeit für Vanity Fair, lädt die Fotostrecke den Besucher ein, eine Nacht lang mit der "goldenen Jugend" Moskaus zu feiern.
Die Party startet um Mitternacht mit einer Handvoll Farbfotos. Striptänzerinnen machen sich Backstage für die Show fertig, Kratochvíl folgt ihnen auf dem Weg zur Bühne und während des Auftritts.
Um ein Uhr werden die Aufnahmen schwarz-weiß, die Location bleibt dieselbe. Um 2.30 Uhr dürfen sie mit, wenn die Gäste den Stripclub verlassen, um sich in eine gediegenere Umgebung zurückziehen. Doch die Nacht ist noch jung. Um 4.40 vierzig besteigen sie ein Taxi, dass sie um 5.30 Uhr bei Stalins Jacht absetzen wird.
Beeilen sie sich, sonst verpassen sie die hemmungslose Privatparty an Bord. Durften sie vorher die Frauen nur anschauen, so ist nun Anfassen nicht nur gestattet, sondern auch erwünscht. Ohne pornographisch zu werden, zeigen die Aufnahmen, weiterhin in schwarz-weiß gehalten, die Dekadenz und den Hedonismus der hier Feiernden. Um 6.00 Uhr verlassen sie schließlich die Yacht und begeben sich in ein Café. Dort feiern sie nicht nur fröhlich weiter, sondern werden auch noch Zeuge von ein bisschen Girl-on-Girl-Action. Schließlich hat die russische High Society keine Berührungsangst. Eine Stunde später, wenn die Sonne schon wieder am Himmel steht, verlassen sie erschöpft das Café und fahren endlich nach Hause.
Die meisten Bilder sind, der Umgebung angemessen, leicht unscharf, verlieren dennoch nichts an Präsenz. Kratochvíl, in Tschechien geboren und mit 20 emigriert, zeigt mit dieser Ausstellung einmal mehr seine Vielfältigkeit. Egal ob er Stars wie David Bowie und Bono fotografiert, oder Straßenkinder in der Mongolei, seine Bilder sind von einer mitreißenden Ehrlichkeit. Doch wen wundert dies, studierte Kratochvíl doch an der renommierten Amsterdamer Kunstakademie Gerrit Rietveld. Mit dem Umzug in die Staaten 1972 beginnt seine Karriere.
Bis heute hat er nicht nur fünf Bücher veröffentlicht, sondern wurde auch mit etlichen Preisen für seine Arbeit ausgezeichnet. Die Ausstellung gibt einen guten Einblick, wieso dem so ist. (mk)