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Prag | Rubrik: Reise | 9.9.2010

Prag, die Stadt der hundert Türme: der Pulverturm

Hunderttürmiges Prag - Teil 1

  • Pulverturm, rechts das Gemeindehaus

Prag - Die tschechische Hauptstadt hat viele Beinamen, etwa "Mutter aller Städte" oder "goldene Stadt". Vor allem wird Prag aber traditionell als "die Stadt der hundert Türme" bezeichnet. Und tatsächlich, egal, wo man sich befindet, überall recken und strecken sich vor einem Türme und Türmchen in unterschiedlichsten Größen, Formen, Farben und Stilen empor.

Grund genug, sich diesem Phänomen einmal genauer zu widmen, den überall lauernden Touristenmassen zu entgehen und sich Prag aus der Vogelperspektive anzusehen.

Der beste Ausgangspunkt für solch ein Unternehmen dürfte der Pulverturm sein. Zum einen bietet er einen der schönsten Blicke über Prag, wenn die Sonne hinter der Teynkirche und der Burg untergeht, zum anderen bildet er den Anfang des Königsweges, dessen Route folgend man an zahlreichen Prager Türmen vorbeikommt.

Als Karl IV. den Königsweg festlegte, waren etliche der Türme noch nicht gebaut. So auch der Pulverturm. Einige Meter von ihm entfernt befand sich damals das Obere Tor (Horská), einer von 13 Befestigungstürmen der Altstadt. Als dieses - auch als Lumpentor bezeichnet - verfiel, wurde 1475 der Grundstein für den Pulverturm gelegt.

Inzwischen war aber der von Karl IV. begonnene Ausbau der Neustadt so weit fortgeschritten, dass die alte Wachanlage nebensächlich wurde. Der Pulverturm wurde somit in erster Linie zu Repräsentationszwecken errichtet und nicht mehr primär als Wachturm. Architektonisch sollte er ein Gegenstück zum Altstädter Brückenturm darstellen, eine ähnliche Außenverzierung erhielt der Pulverturm jedoch erst sehr viel später.

Als der Königshof am Ende des 15. Jahrhunderts auf die Prager Burg verlegt wurde, verlor der Pulverturm stark an Bedeutung, was einen abrupten Stopp der Baumaßnahmen nach sich zog. Der Turm vegetierte nun fast 400 Jahre vor sich hin. Ende des 17. Jahrhunderts wurde er dann zur Lagerstädte für Schießpulver umfunktioniert, woher auch sein heutiger Name stammt. Im Siebenjährigen Krieg 1757 wurde er schwer beschädigt und erst 1875 restauriert und umgebaut. Aus dem ursprünglich spätgotischen Turm wurde ein neugotischer. Aus dieser Zeit stammen auch der obere Umgang, das Walmdach, die Netzgewölbe der Durchfahrt und der meiste Bauschmuck an der Außenseite.

Wer mit der Besichtigung des Turmes von außen fertig ist, möge sich am Wachmann vorbeischleichen und der Wendeltreppe nach oben folgen, schließlich war das Ziel des Ausflugs ja die Erkundung Prags von oben. Hat man die ersten der insgesamt 186 Stufen hinter sich gelassen, gelangt man in den ersten Saal. Dort kauft man sich nicht nur die Tickets für die Turmbesichtigung, sondern hat auch Gelegenheit, sich eine Ausstellung rund um die Hussiten anzusehen. Diese ist nicht nur im Eintrittspreis mit inbegriffen, sondern führt auch auf sehr plastische Weise in das Thema ein. Wer genug hat vom auf dem Scheiterhaufen brennenden Jan Hus, der lege die letzten der insgesamt 44 zu erklimmenden Meter zurück. Aber Achtung, je weiter nach oben man steigt, desto enger wird die Wendeltreppe. Zudem muss man mit "Gegenverkehr" rechnen.

Ist man am Aussichtsrondell angekommen, wird man mit einer atemberaubenden Aussicht auf Prag belohnt. Während man auf der einen Seite hoch über dem Náměstí Republiky schwebt, fast auf Augenhöhe mit dem Schriftzügen der Nationalbank und des Hybernia-Theaters, direkt neben sich die Kuppel des Gemeindehauses (Obecní dům), und am Ende des Horizonts den Žižkovhügel und den Fernsehturm, heben sich die Teynkirche und die Burg auf der anderen Seite majestätisch vom Hintergrund des Prager Dächermeeres ab. (mk)

Autor: Monika Kindermann
Zuletzt aktualisiert: 23.11.2017
Weitere Infos: www.muzeumprahy.cz

Info

Prašná brána (Pulverturm)

Nám. Republiky 5
110 00
Praha 1
Region: Hauptstadt Prag (Hlavní město Praha)
muzeum@muzeumprahy.cz
Tel: +420 725 847 875

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