Prag - Das Stelldichein mit der Pop-Domina am Mittwochabend in den Katakomben der Prager Sazka Arena hinterließ einen tiefen Eindruck bei Václav Havel: Ein "starkes Erlebnis" sei es gewesen, ließ der ehemalige tschechische Staatspräsident später von seinem Sekretär Jakub Hladík verlauten.
Doch was genau eigentlich machten der 69-jährige Václav Havel und die über 20 Jahre jüngere Madonna im "schalldichten Friedensraum" (DPA)? "Beteten" sie, wie die Tageszeitung Lidové noviny (Prag) in ihrer Online-Ausgabe titelt?
In anderen Meldungen wiederum ist von "Meditation" und "Andacht" die Rede. Die Nachrichtenagentur ČTK (Prag) erwähnt in diesem Zusammenhang auch, dass Madonna eine "bekennende Anhängerin der mystischen Lehre der Kabbala" sei. Raum für Spekulationen also, was genau vor dem Konzert unter Ausschluss der Öffentlichkeit in den Katkomben der Sazka Arena vor sich ging.
Aus den Meldungen geht zumindest übereinstimmend hervor, dass die amerikanische Pop-Diva sich unmittelbar vor ihren Konzerten zusammen mit ihrer Crew im besagten "Friedensraum" zu sammeln pflegt, der "mit grünen Tüchern behängt und mit Kissen ausgelegt" sein soll, wie das Prager Büro der Nachrichtenagentur DPA meldet. Sicher ist, dass Havel mit der Sängerin im Backstage-Bereich der Prager Sazka Arena verschwunden ist, bevor er sich die Show mit seiner Begleiterin Nina, der Tochter seiner Frau Dagmar angesehen hat.
"Christliche Symbolik nicht verletzt"
Nur wenig Licht ins Dunkel bringen die Äußerungen von Václav Havels Sekretär Jakub Hladík: "Unter den Mitgliedern der Sängerin war er die einzige Person von außen," bestätigte dieser gegenüber der Nachrichtenagentur ČTK (Prag). Und, etwaiger klerikaler Kritik an seinem Arbeitgeber angesichts der möglicherweise als sektiererisch interpretierten geistigen Annäherung mit der jüngst so oft Gescholtenen vorbeugend: "Weder das Meditieren noch der anschließende Auftritt haben nach Meinung des Ex-Präsidenten christliche Symbolik verletzt", gibt Hladík Václav Havels Eindrücke zu Protokoll.
Denn wie schon zuvor in anderen Ländern, durch die die Confessions-Tour führte, war die Madonna-Show im Vorfeld von Kirchenvertretern kritisiert worden: Von Kardinál Miloslav Vlk für die katholische Kirche ebenso wie von Vertretern der Brüderkirche. Mit ihren im Domina-Outfit im Rahmen der aktullen Tournee vorgeführten Spielereien mit dem Kreuz und der Dornenkrone zeige die Entertainerin, dass sie nicht einmal versucht habe, zu verstehen, was die Kreuzigung bedeute, so der Tenor der kirchlichen Kritiker in Tschechien.
In jedem Falle scheint es, als habe Havel, der als Rockmusik-Fan gilt und Mick Jagger und Lou Reed zu seinen Freunden zählt, mit Madonna eine bessere Zeit verbracht als mit Micheal Jackson.
Ein Treffen mit dem exzentrischen Musiker anlässlich von dessen Auftritt in der tschechischen Hauptstadt im Jahr 1996 hatte Havel später als "enttäuschend" bezeichnet: "Ich wollte mit Jackson diskutieren, aber er wollte lieber Hallo zu den Kindern im Burghof sagen." (nk)