Prag - Bis zum 16.8.2009 kann man in der Galerie Rudolfinum die Gruppenausstellung „Under Current- Spodní Proud“ besuchen. Es werden Werke der jungen tschechischen Künstler Jiří Straka und Josef Bolf sowie ihrer deutschen Kollegen Martin Eder und Jonathan Meese gezeigt.
Aber Vorsicht ist geboten- die Werke sind nicht unbedingt leicht verdaulich.
Der Aufbau der Ausstellung ist hervorragend. Zunächst betrachtet man scheinbar Einverständnis erheischenden Kitsch, der vorgibt, leicht konsumierbar zu sein, der Harmonie vorgaukelt. Es gibt jedoch schon zu Beginn Brüche, die als ironisch-morbides Spiel aufgefasst werden können. Im Laufe der Ausstellung baut sich eine immer größere Spannung zwischen Werk und Betrachter auf. Die Konfrontation wird immer gewaltiger und der Wunsch nach Distanz, die aber durch die Werke nicht erlaubt wird, wächst.
Straka bedient sich der Technik der chinesischen Tuschmalerei. Dadurch wird der Betrachter in eine harmonisch-kontemplative Stimmung versetzt. Aber schon hier kommt es durch die Motivwahl zum Bruch. Ausgehauchtes Leben und vergangene Lebendigkeit werden zum Beispiel in einem aufgeschlitzten Hund und einem gerupften Huhn gezeigt. Die Brutalität des Schlachtens sieht man allerdings nicht. Eine makaber anmutende Ästhetisierung ist der Effekt.
Eders Gemälde sind in ihrem surrealen Kitsch fast schmerzhaft. Die starken Farbkontraste und die hoch stilisierten Motive wirken grell und faszinieren gleichzeitig. Ein Oszillieren zwischen dem Wunsch des Anschauens und Wegschauens stellt sich ein. Wie absurd wirken zum Beispiel die Katzen, immer wieder Katzen. Es gibt sie in angriffslustiger, trauriger oder auch naiver vermenschlichter Darstellung.
Meeses Skulpturen sind ungeheuerlich- seltsam formlos und doch grotesk figurativ. Das politisch unkorrekte „Missgeburt“ drängt sich auf. Die Formsprache arbeitet mit verschiedensten Ebenen und Feldern von Symbolen und Mythen, die hier oftmals in einem Kunstwerk amalgiert werden. Beim Betrachter kommt es zu einem andauernden Assoziationsprozess. Die Werke entziehen sich aber in ihrer Brutalität und Gewaltigkeit einem endgültigen Verständnis.
Die Ausstellung kulminiert in den Gemälden von Josef Bolf. Sie sind die Zombie-Vision einer desillusionierten Kinderwelt. Die (post)-apokalyptischen Szenen spielen sich auf einem Schulgelände ab und wirken daher verstörend vertraut. Emo-Kids starren unbeteiligt aus schwarzen Augenhöhlen durch den Betrachter ins Leere. Neben ihnen geköpfte Teddybären, brennende Dornbüsche und Unmengen von Blut.
Fassungslos verlässt man die Ausstellung: Wann und wie wurde aus einer leichten Reise ins Land des Kitsches ein Horror-Trip? (lis)
Nachrichten
Nachrichten
Rubrik: Bildende Kunst |
16.5.2009
|
Vier Junge Künstler aus Tschechien und Deutschland in der führenden Prager Kunsthalle
Tschechien Online, 16.5.2009
Autor:
Lisa Schulze
Schlagzeilen
Rubrik: Kultur |
20.06.2022
|
Ein Jahrhundert Art Brut in Bildern: (Ne)Moc – Power(less) im Zentrum für Gegenwartskunst DOX / Von Gerd Lemke
Rubrik: Kultur |
9.08.2016
|
Die große Schau der Nationalgalerie in der Wallenstein-Reitschule haben schon über 50.000 Besucher gesehen
Rubrik: Bildende Kunst |
7.12.2015
|
Zwei Ausstellungen von Marek Schovánek: "Propaganda" im DOX und "The Anarchist Cookie Shop" im Tanzenden Haus / Von Gerd Lemke
Rubrik: Kultur, Bildende Kunst |
1.03.2015
Progressive Kunstinstitution im Prager Stadtteil Holešovice
Rubrik: Bildende Kunst |
6.11.2014
Neue Autorengalerie für zeitgenössische Kunst im Stadtteil Vinohrady
Seitenblick
www.strahovskyklaster.cz |
Tourismus, Sehenswürdigkeiten
Die Strahover Gemäldegalerie gehört zu den bedeutendsten Klostersammlungen in Mitteleuropa. Der umfangreiche Bestand an Bildern, Plastiken und Gebrauchskunst spiegelt die Jahrhunderte lange künstlerische Entwicklung des Prämonstratenserklosters wider.
www.galerierudolfinum.cz |
Kultur, Galerien
Die Galerie Rudolfinum hat ihren Sitz im historischen Gebäude Rudolfinum im Zentrum von Prag. Die Galerie gehört zu sogenannten Kunsthallen, also zu Ausstellungsstätten, die keine eigenen Sammlungen und keine ständige Exposition haben und deren Konzept auf dem Veranstalten verschiedener temporärer Ausstellungen basiert.