Prag - "Ein Čunek, fünf verschiedene Versionen. Hält er das durch?", fragt die in Prag erscheinende Tageszeitung Mladá fronta Dnes angesichts des Korruptionsverdachts gegen KDU-ČSL-Chef und Vizepremier Jiří Čunek.
Die Zeitung führt noch einmal die verschiedenen und widersprüchlichen Erklärungen auf, die Čunek in den vergangenen Wochen angeführt hatte, um die Herkunft von knapp einer halben Million Kronen zu erläutern, die er zur Finanzierung seines Privathauses in Vsetín benötigte.
Premier Mirek Topolánek stellte sich gestern vor Journalisten noch einmal hinter seinen Minister für Regionalentwicklung: „Ich gebe ihm eine Chance und ich möchte, dass auch Sie ihm eine Chance geben, denn dieser ganze Fall ist merkwürdig und es gibt Anzeichen von Beeinflussungen.“
Widersprüchliche Aussagen geben Raum zu weiteren Spekulationen
Unterdessen wird weiter über die private Finanzlage der Familie Čunek spekuliert. Nach Informationen der Tageszeitung Mladá fronta Dnes (Prag) hatte sich Čuneks Ehefrau Pavla gegenüber der Polizei geweigert, Auskunft über die Herkunft von 900.000 Kronen zu geben, die sie im Jahr 2000 für die Einrichtung ihrer Zahnarztpraxis benötigte.
"Ich habe das Geld von einem Bekannten geliehen. Dokumente gibt es dazu aber nicht, es handelte sich um einen Freundschaftsdienst", so Čunková gegenüber dem Blatt.
Auf die Frage, warum sie den Namen des Bekannten der gegenüber der Polizei verschweiget, antwortete Čunková, sie wolle ihn vor dem zu erwartenden medialen Druck und aus den polizeilichen Ermittlungen heraushalten. Zudem habe sie die geliehene Summe innerhalb von zwei Jahren zurückgezahlt.
Čunek selbst präsentierte vor Journalisten am Mittwoch eine neue Version, woher er die umstrittene halbe Million Kronen 2002 habe: es seien “Familien-Ersparnisse“ gewesen. Noch vor wenigen Tagen hatte Čunek behauptet, das Geld habe er von der Versicherung bekommen - als Entschädigung für den Bankrott der Union-Bank, bei der er ein Sparkonto gehabt hatte.
ČSSD-Chef Jiří Paroubek forderte Premier Mirek Topolánek (ODS) gestern auf, Čunek zum Rücktritt zu zwingen. Dies lehnte der Regierungschef ab. Die ganze Angelegenheit werde nur künstlich politisiert, meinte er. (gp/nk)