Prag - Der ehemalige tschechische Staatspräsident Václav Havel hält es nicht für nötig, dass der in Tschechien geplante US-amerikanische militärische Radar in das Verteidigungssystem der Nato eingebunden wird.
Das sagte Havel am Montag in der Diskussionssendung Otázky Václava Moravce im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen (ČT 1).
Nach Auffassung von Václav Havel steht es nach den Nato-Grundsätzen allen Mitgliedern des Verteidigungsbündnisses frei, bilaterale Allianzen zu bilden, daher stehe ein rein bilaterales Abkommen zwischen Tschechien und den USA nicht im Widerspruch mit dem Nordatlantik-Pakt. Gegen Kontrollbesuche von russischer Seite hatte Havel keine Bedenken, wenn sie "einen bestimmten Status" hätten.
"Die Amerikaner wollen von uns eine Kleinigkeit, und wir fangen an uns zu zieren. Wir haben die Chance, unserem Verbündeten entgegenzukommen. Die Pazifisten gegen den Radar tun etwas genauso Gefährliches, wie es der Pazifismus vor dem Münchner Abkommen im Jahr 1938 war", so Havel wörtlich.
Havel würde nicht zu Olympischen Spielen nach China fahren
In einem Interview für die selbe Sendung kritisierte der ehemalige sowjetische Staatschef, Michail Gorbatschow, die Pläne für den Aufbau eines amerikanischen Raktenabwehrsystem in Mitteleuropa. Seiner Einschätzung nach ist das System gegen Russland und China gerichtet.
In der ČT-Sendung sagte Havel zur aktuellen Situation in Tibet und China, dass er persönlich - wäre er noch Staatspräsident - die Spiele in Peking nicht besuchen würde. Zugleich bezweifelt er die Richtigkeit der These, dass die Ausrichtung der Olympischen Spiele ein diktatorisches oder autoritäres Regime schwächen könnte. "Das ist bisher noch nicht geschehen", so Havel, der dabei auf die Olympischen Spiele von 1936 in Berlin und Nazi-Deutschland verwies.
Auch zum Vorwahlkampf und den Präsidentschaftswahlen in den USA äußerte sich Havel und sagte, dass er sich Hillary Clinton als Präsidentin im Weißen Haus wünschen würde. „Obama könnte Vizepräsident werden, für Amerika wäre das möglicherweise gut." Einen entscheidenden Richtungswechsel in der amerikanischen Außenpolitik erwartet Havel im Falle eines Wahlsiegs der Demokraten nicht. (nk/gp)