Cheb/Prag - Die Gebeine von etwa 4.000 Wehrmachtsoldaten, die während des Zweiten Weltkriegs auf tschechischem Territorium gefallen sind und derzeit in Pappkartons zwischengelagert werden, können im westböhmischen Cheb neben dem dortigen städtischen Friedhof beigesetzt werden.
Das ist das Ergebnis einer Übereinkunft über die Einrichtung eines deutschen Soldatenfriedhofs, die am heutigen Montag feierlich von dem Cheber Bürgermeister, Jan Svoboda (ODS), und dem Vorsitzenden der Bundesvereinigung deutsche Kriegsgräberfürsorge, Reinhard Führer, unterzeichnet wurde, wie die Nachrichtenagentur ČTK (Prag) meldet.
"Den heutigen Tag empfinde ich als Akt der Versöhnung, die Gründe, die uns dabei bewegt haben, war die Achtung gegenüber dem Menschen und die Achtung der menschlichen Überreste", so Jan Svoboda nach der Unterzeichnung des Vertrags. „Es ist gut, dass der Friedhof auf der Grundlage einer Verständigung zwischen den Menschen zu Stande gekommen ist und nicht auf Anweisung von oben", lobte auch Tomáš Kosta das Vertragswerk, der schon an der Entstehung der deutsch-tschechischen Erklärung von 1997 beteiligt war.
Der künftige deutsche Soldatenfriedhof in Cheb stößt auf tschechischer Seite jedoch keineswegs nur auf Befürworter. Reinhard Führer dankte am Montag daher ausdrücklich den Vertretern der Stadt Cheb, dass sie sich von dem Vorhaben nicht haben abbringen lassen.
Kritiker befürchten Pilgerstatte für Neonazis
Kritiker des Projekts, wie beispielsweise der Cheber Parlamentsabgeordnete Pavel Hojda (KSČM) befürchen, der Soldatenfriedhof könne sich möglicherweise zu einer Pilgerstätte für deutsche und tschechische Neonazis entwickeln.
Die deutsche Seite hat sich gemäß dem Vertrag verpflichtet, nicht nur die Kosten für die Anlage des Soldatenfriedhofs zu tragen, sondern auch 24,6 Millionen tschechische Kronen für die nötige Instandsetzung des zivilen städtischen Friedhofs in Cheb bereitzustellen. Mit dem Geld sollen die Entwässerung und Umzäunung der Anlage finanziert werden, ebenso wie die Erweiterung der Kapelle und der Ausbau der Verkehrsanbindungen.
Im Bezirk Karlsbad gibt es gegenwärtig zwei deutsche Soldatenfriedhöfe, einen in Karlovy Vary und einen Mariánské Lázně. Die Gebeine der Wehrmachtsoldaten, die in den kommenden Wochen in Cheb beigesetzt werden sollen, waren Anfang der 90er Jahre in Tschechien exhumiert worden.
Die Suche nach einer geeigneten letzen Ruhestätte hatte mehrere Jahre gedauert und war immer wieder an politischen oder finanziellen Schwierigkeiten gescheitert. Cheb war bereits 1995 als Begräbnisstätte im Gespräch gewesen, wegen der ablehnenden Haltung der Bevölkerung hatte die Stadt damals das Vorhaben aber schnell zu den Akten gelegt. (nk/gp)