Prag - Etwa die Hälfte aller Wildschweine, die im Böhmerwald (Šumava) in Tschechien geschossen werden, ist radioaktiv so kontaminiert, dass geltende Grenzwerte überschritten werden.
Das berichtet heute der Online-Dienst Novinky.cz (Prag) unter Berufung auf entsprechende Informationen der Abteilung Lebensmittelsicherheit der tschechischen Staatlichen Veterinärverwaltung (SVS ČR).
Hauptquelle der radioaktiven Belastung der Wildschweine sind dem Bericht nach die unterirdisch wachsenden Hirschtrüffel. In den Pilzen sammeln sich bis heute die radioaktiven Elemente an, die 1986 nach der Explosion des sowjetischen Atomkraftwerks in Tschernobyl mit der radioaktiven Wolke nach Westen zogen und über der bergigen Gegend an der Grenze zu Deutschland niedergingen.
Besonders in den Wintermonaten, wenn das sonstige Nahrungsangebot knapp ist, werden die für den Menschen ungenießbaren Pilze von den Wildschweinen mit Vorliebe gefressen. Entsprechend steige auch die radioaktive Belastung der Tiere an.
Die Werte unterschieden sich zwar im Jahresverlauf deutlich, doch sei der Anteil von 40 bis 50 Prozent Tieren, bei denen die radioaktiven Grenzwerte überschritten würden, im Zeitraum von zwei Jahren relativ stabil, so ein Vertreter der SVS ČR.
Im Oktober 2015 war es in dem südböhmischen Kernkraftwerk Temelín gar zu einem kleinen "atomaren Zwischenfall" gekommen, als bei der Zugangskontrolle bei einem Mitarbeiter die hochempfindlichen Messgeräte für Radioaktivität anschlugen.
Wie sich später herausstellte, hatte der Mann einen Tag vorher einfach nur gut zu Mittag gegessen: kontaminiertes Wildschweinfleisch aus dem Böhmerwald. (nk)