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Tschechien OnlineTschechien Online | Rubrik: Panorama, Gesellschaft | 14.7.2006
Reportage des Bayerisches Fernsehens, Sonntag, den 16. Juli 2006 um 22.15 Uhr

München - "Teplice, Prag, es gibt einfach bestimmte Orte, man kann die Frauen kaufen wie Vieh", sagt Hans W., ein Bauernsohn aus dem Bayerischen Wald, der viele Jahre in Tschechien, gleich hinter der Grenze, ein Bordell betrieben hat. Pussycat hat es geheißen.

Er nimmt auch kein Blatt vor den Mund, wenn er die "Argumente" schildert, mit denen "der Russe" das Geschäft in den Grenzbordellen mehr und mehr übernommen hat: "Da kommen dann zwei, drei so Apparate da. Bodybuilder-Typen. Ja was machens da? Habens keine Chance. Also hier ein Auftragsmord, so hart des klingt, ab 2.000 Euro - schneidens dir den Schädel ab, bist weg."

Inzwischen sind etwa zwei Drittel der Bordelle entlang der bayerisch-tschechischen Grenze unter der Kontrolle russischer Organisationen. "Inoffiziell", wie Hans W. sagt.

Hinter den blinkenden Fassaden der Nachtclubs existiert eine Welt, die durch Elendsprostitution und Menschenhandel geprägt ist. Dort arbeiten Frauen aus den ärmsten Gegenden von Russland, Moldawien, Weißrussland und der Ukraine. Sie sind jeweils mit Visa für ein Jahr ausgestattet, einer Arbeitserlaubnis als Putzfrau, Kellnerin oder Bardame, und werden für eine Jahresmiete von 1.500 bis 10.000 Euro an den Bordellbetreiber abgegeben.

Die Reportage von Jörg Graser bietet nach Auskunft des Bayerischen Rundfunks einen Blick hinter die Kulissen des Rotlichtmilieus an der bayerisch-tschechischen Grenze. Im Mittelpunkt stehen zwei Menschen, die dieses Milieu hinter sich lassen wollen und bereit sind auszupacken.

Neben Hans W., der schonungslos die Geschäftspraktiken offen legt, wird eine junge Tschechin gezeigt, die im Pussycat gearbeitet hat. Ihre Mutter hatte sie ins Bordell gebracht. Nachdem sie ein Kind bekam, hat sie alle Bilder aus dieser Zeit verbrannt und versucht, dem Teufelskreis aus wirtschaftlicher Not und menschlicher Erniedrigung zu entrinnen. Als sie sich weigerte, weiter im Bordell zu arbeiten, setzt sie die Mutter mitsamt dem Kind auf die Straße. Das Kamerateam begleitete die junge Frau bei der Wohnungssuche. Sie sucht ein Dach über dem Kopf und ringt um die Wiederherstellung ihrer Menschenwürde.

Die Reportage klärt über den organisierten Menschenhandel hinter den Kulissen der Grenzbordelle auf und verschafft dem Zuschauer einen Eindruck davon, was mit den Frauen dort geschieht,so der Sender. (nk/gp)

Themen: Menschenhandel, Grenzregion

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