Prag - Die am Donnerstag neu gestartete offizielle Internetpräsenz der Tschechischen Republik Czech.cz, für die das Prager Außenministerium verantwortlich ist, enthält nach Meinung der tschechischen Tageszeitung Lidové noviny (Prag) schwer wiegende Mängel und Fehler.
Angesichts des finanziellen Volumens von 32 Millionen Kronen, für das der Staat die private Firma Advertures in einem Ausschreibungsverfahren mit der Entwicklung und dem Betrieb der Internetpräsenz betraut habe, seien die Seiten eine „ordentliche Blamage“, urteilt das Blatt.
Das Außenministerium zahlt der Firma Advertures dem Bericht nach in den kommenden vier Jahren mindestens 32 Millionen Kronen. Die Internetseiten, die der Werbung für die Tschechische Republik im Ausland dienen sollten, seien dabei voller Fehler, deren Beseitigung mindestens ein halbes Jahr dauern werde. Mit einigen falschen Informationen werde der Tschechischen Republik gar Schaden zugefügt.
So stehe in der Business-Sektion beispielsweise, dass die Außenhandelsbilanz des Landes seit seiner Entstehung 1993 passiv sei. Tatsächlich hatte der Außenhandel im Jahr 2005 mit einem Überschuss von 39,5 Milliarden Kronen geschlossen und auch in den ersten fünf Monaten dieses Jahres beträgt der Überschuss mehr als 26 Milliarden Kronen, wie der Analyst des Unternehmens Next Finance, Vladimír Pikora, gegenüber Lidové noviny bemängelt.
Außenministerium: Fehler werden schrittweise korrigiert
Das Ministerium gestand inzwischen ein, dass die Internetpräsenz fehlerhaft sei. Allerdings enthalte das Portal mehr als 1500 Seiten Text, die von den Internetseiten anderer staatlicher Institutionen kopiert worden waren. Dabei seien dann eben leider auch die Fehler übernommen worden, so die Direktorin des Fachbereichs Auslandspräsentation des Außenministeriums, Jana Adamcová.
Das Außenministerium habe aber bereits einen Plan, wie die Fehler beseitigt werden sollten. So sollen die jeweiligen Urheber der Ursprungstexte zunächst selbst die Fehler korrigieren, die Firma Advertures werde diese Korrekturen dann wiederum in die Online-Präsenz einarbeiten. Die Aktualisierung werde daher etwa ein halbes Jahr dauern.
"Was wir gemeinsam haben ... mit Ägyptern"
In deutschen Sprachversion müssen sich Besucher der Internetpräsenz zudem mit zuweilen recht holprigen und fehlerhaften Übersetzungen der Texte ins Deutsche abfinden, wie man sie zwar von den Webseiten kleiner Familienpensionen oder -restaurants gewohnt ist, aber nicht auf der offiziellen Internetpräsenz eines Staates erwarten würde:
"Die Tschechische Republik ist ein inländischer Staat im Mitteleuropa mit reichem Kultur-, Historie- und Naturreichtum. Die Wirtschaft erlebt dynamisches Wachstum dank dem Export und auch dem Interesse der Auslandsinvestoren."
Die thematische Spannbreite der offiziellen Internetpräsenz reicht dabei von der "Folksarchitektur" in Mähren bis zu Fragen der "tschechischen Ökonomik" über die ein "Professor an der Universität in Michigane" referiert. So erfährt der Leser unter der Überschrift “Was wir gemeinsam haben …. mit Ägyptern“ etwa auch Folgendes:
"Das tschechische ägyptische Institut macht seit 60.jahren des 20. Jhrs. Ausgrabungen auf dem Pyramidenfeld in Abúsír. Das Institut ist als erstes mit geofysichen Methoden für Lokalitätforschung gekommen und besitzt wahrscheinlich die größte Ausgrabungkonzession von allen ausländischen Expeditionen in Ägypten."
Die Tageszeitung Lidové noviny stellt angesichts der augenscheinlichen Mängel gar die Frage, ob das Ministerium für die acht bis zehn Millionen Kronen, die es der Firma Advertures jährlich für die Präsentation bezahle, nicht erwarten könne, dass der Auftragnehmer ein perfektes Produkt abliefere und die Korrekturen selbst durchführe. Antwort von Jana Adamcová vom Außenministerium: "Na, Sie machen mir Spaß. Ich bin Pragmatiker, ich weiß, dass es auf dem Markt keine Firma gibt, die das Schaffen würde. Nichts ist fehlerfrei, wir sind doch alle Menschen." (nk/gp)