Prag - Die Talbrücke Nuselský most, die die Prager Stadtteile Nové Město und Pankrác miteinander verbindet und sich in bis zu 42,5 Meter Höhe über das Nusle-Tal erstreckt, erhielt bereits kurz nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1973 im Volksmund den Spitznamen "Brücke der Selbstmörder".
Doch seit der Prager Magistrat im August des vergangenen Jahres das an der Brücke angebrachte Schutzgitter mit schwer zu überwindenen Schutzblechen gesichert hat, ist die Zahl der Lebensmüden, die ihrem Leben hier durch einen Sprung in Tiefe ein Ende setzen wollten, stark zurückgegangen, berichtet die Tageszeitung Mladá fronta Dnes (Prag).
Nach Auskunft des stellvertretenden Prager Bürgermeisters, Rudolf Blažek, musste die Feuerwehr zur Rettung von potenziellen Selbstmördern vor dieser baulichen Sicherungsmaßnahme durchschnittlich fünf Mal monatlich ausrücken. Seit Installiation der neuen Schutzbleche sei es dagegen nur drei Mal gewesen, und es habe keinen vollendeten Selbstmord mehr durch einen Sprung von der Brücke gegeben.
Zwar sei noch eine Frau unweit der Brücke in den Tod gesprungen, doch habe diese nicht versucht, das Brückengeländer zu überwinden, sondern sei von einer anderen, leicht zugänglichen Stelle gesprungen. Blažek wertet die Maßnahme daher als vollen Erfolg. Die Effektivität der baulichen Umgestaltung des Brückengeländers bestätigte gegenüber dem Blatt auch der Direktor des Prager Rettungsdienstes, Zdeněk Schwarz.
Seit 1973 waren schätzungsweise mehr als 300 Menschen von der Brücke in den Tod gesprungen. Allein im Jahr 2006 waren es noch fünf, und immerhin 62 Menschen hatten bereits das Brückengeländer überwunden.
Manche Selbstmörder waren sogar mehrere Hundert Kilometer nach Prag gereist, um hier ihr Leben zu beenden. Bevorzugt sprangen die Menschen dabei von der Seite mit Aussicht auf den Hradschin - "als wollten sie sich mit einem Blick auf die Prager Dominate verabschieden", wie Zdeněk Schwarz anmerkt. (nk)