Prag - In den letzten Jahren ist die Zahl der Sexklubs und Bordelle im tschechisch-bayerischen Grenzgebiet deutlich zurückgegangen. Zugleich kam es zu deutlichen Veränderungen hinsichtlich der Nationalität der sich im Grenzgebiet prostituierenden Frauen.
Einblicke in die Szene gewährte Kateřina Němečková, die Leiterin des Aids-Präventionsprojekts JANA, das sich besonders auf den Kampf gegen Geschlechtskrankheiten bei Prostituierten im deutsch-tschechischen Grenzgebiet konzentriert.
Bis vor wenigen Jahren stellten die Tschechinnen nur knapp ein Drittel der Prostituierten, ein weiteres Drittel waren Ukrainerinnen und ein weiteres Drittel Osteuropäerinnen aus verschiedenen Ländern. Inzwischen, so Němečková, stamme fast die Hälfte der Prostituierten aus Tschechien.
Besonders die schlechte allgemeine Wirtschaftssituation sei Ursache dafür, dass wieder mehr Tschechinnen auf den Strich gingen. Oft seien Schulden der konkrete Anlass, dass sich Frauen prostituierten, oft geschehe es auch, um den Lebensunterhalt für sich und die Kinder zu verdienen.
In dem Gebiet, das von den Streetworkern von JANA in den Kreisen Klatovy, Domažlice und Tachov betreut und regelmäßig besucht wird, habe es vor zehn Jahren noch rund 80 Rotlicht-Etablissements gegeben, inzwischen sei deren Zahl jedoch auf etwa die Hälfte zurückgegangen.
Im deutsch-tschechischen Grenzgebiet der Region Pilsen sei zudem ein deutlicher Rückgang des Straßenstrichs zu verzeichnen. "Bei Domažlice gibt es nur noch zwei Strecken, die mit Prostituierten besetzt sind, und dort sind etwa zehn Frauen tätig", so Němečková.
Die Streetworker machen auch Veränderungen in der Struktur der Freier aus. "An Orten, an denen sich mehr Klubs konzentrieren, wie in Folmava, Rozvadov oder Železná Ruda, besteht die überwiegende Kundschaft der Prostituierten weiterhin aus deutsch sprechenden Männern. Dort wo die Klubs eher abgelegen liegen, hat die Kundschaft eine andere Struktur, dort gehen auch Tschechen hin, nicht selten auch ortsansässige Leute", skizziert die Leiterin von JANA die Veränderungen auf der Nachfrageseite nach bezahlten sexuellen Dienstleistungen. (nk)