Prag - Nach dem Führungswechsel bei der ODS vor einer Woche geht der innerparteiliche Frühjahrsputz bei den Bürgerlichen Demokraten nun in der tschechischen Hauptstadt weiter.

Am Montag trennte sich die einflussreiche Prager Organisation in einer Sondersitzung von drei ihrer Vizevorsitzenden, darunter der umstrittene Bürgermeister des fünften Stadtbezirks, Milan Jančík.

Der 51-Jährige gilt als eine der polarisierendsten Persönlichkeiten innerhalb der Prager ODS. Von seiner Absetzung erhofft sich die Partei ein besseres Abschneiden bei den bevorstehenden Parlamentswahlen im Mai und insbesondere bei der Kommunalwahl im Herbst.

Jančík soll nach Medienberichten in eine Reihe undurchsichtiger Geschäfte verwickelt sein. Zuletzt tauchte sein Name in Verbindung mit dem Titel-Skandal an der Pilsener Universität auf. Dort erwarb er 2004 den Doktortitel in Jura, nach abgebrochenem Gesangs-Studium in Brünn.

Darüber hinaus wurden auch der Parlamentsabgeordnete Jiří Janeček und der Bürgermeister von Prag 6, Tomáš Chalupa, abgesetzt. Andrea Vlásenková trat vor Beginn der Abstimmung freiwillig zurück.

Von der ursprünglichen Führungsriege behielten nur der Oberbürgermeister und Prager ODS-Chef Pavel Bém sowie der erste Vizevorsitzende Pavel Klega ihre Ämter. Neue Vizevorsitzende wurden der stellvertretende Oberbürgermeister Rudolf Blažek, der Bürgermeister von Prag 8, Josef Nosek und der Tomáš Portlík, Stadtverordneter aus Prag 9.

Mit diesen Änderungen ist der Führungswechsel bei der Prager ODS nach Auffassung politischer Beobachter noch nicht abgeschlossen. Pavel Bém wird nicht mehr für das Amt des Oberbürgermeisters kandidieren und bewirbt sich Ende Mai um ein Mandat im Abgeordnetenhaus. Der frühere Hoffnungsträger werde "vorsorglich ins Parlament weggeräumt", kommentierte die einflussreiche Wirtschaftszeitung Hospodářské noviny kommentierte am Dienstag. (gp)