Prag - Was am Dienstagmorgen als Eilmeldung über die Agenturen ging, hatte sich am Vortag bereits angedeutet: Ex-Premier Miloš Zeman verlässt die ČSSD.
Hintergrund ist die Auseinandersetzung der Sozialdemokraten mit dem Rechtsanwalt Zdeněk Altner, der die ČSSD auf mehrere Milliarden Kronen verklagt hat.
Altner war einst von dem damaligen Parteichef Zeman damit beauftragt worden, das Lidový dům, die ČSSD-Parteizentrale im Prager Zentrum, auf gerichtlichem Wege wieder in Parteibesitz zu bringen. Altner war erfolgreich, wurde aber nie für seine Arbeit bezahlt. Die Forderungen, die er heute an die ČSSD stellt, würden den Bankrott der Partei bedeuten.
Wegen des für die ČSSD ungünstigen Vertrages mit Altner wird nun gegen Zeman ermittelt, nachdem eine Strafanzeige wegen Veruntreuung gegen ihn eingereicht worden war, und zwar von dem Journalisten Jaroslav Novák. Dieser hat zwar offiziell nichts mit der ČSSD zu tun, steht aber nach Aussage von führenden ČSSD-Politikern dennoch in engem Kontakt zu einigen Personen aus der Parteispitze, beispielsweise zu Jaroslav Tvrdík.
Zeman hatte gestern erklärt, er trete sofort aus der ČSSD aus, sollte er herausbekommen, dass "seine" Parteiführung hinter der Strafanzeige stünde. Novák bestreitet in den Medien, dass sein Schritt auf "Bestellung" durch jemanden aus der ČSSD erfolgt sei. (nk/gp)