Prag - Gleiche Marke, aber anderer Inhalt. Das Phänomen, dass Lebensmittel ein und derselben Marke, die in Tschechien und beim "westlichen" Nachbarn, also beispielsweise in Deutschland, angeboten werden, in vielen Fällen eine unterschiedliche Zusammensetzung haben, ist seit Längerem bekannt.
Verbraucherschützer vermuten, den vermeintlich weniger kritischen Verbrauchern im Osten würden von den Konzernen aus Kostengründen minderwertigere Lebensmittel mit billigeren Inhaltsstoffen angedreht.
Wie die Tageszeitung Mladá fronta Dnes (Prag) berichtet, plant das tschechische Landwirtschaftsministerium nun einen großen Vergleich der Qualität von Lebensmitteln, die in Tschechien, der Slowakei und Ungarn einerseits verkauft werden, mit der von Lebensmitteln der selben Marke und Produktbezeichnung, die in Deutschland und Österreich angeboten werden.
Ziel der Untersuchung, die in den kommenden Monaten durchgeführt werden soll, solle es dabei sein, valide Daten zu gewinnen, um dann das Thema auf die Tagesordnung der EU zu bringen.
Langfristig wolle Landwirtschaftsminister Martin Jurečka (KDU-ČSL) erreichen, dass die EU-Gesetzgebung so geändert werde, dass namensgleiche Lebensmittelprodukte einer Firma in der gesamten EU auch die selbe Zusammensetzung hätten.
Als Beispiele für die genannte Problematik führt die Mladá fronta Dnes zwei Produkte an, die bei einem Test des Blattes aus dem Jahr 2015 auffällige Unterschiede aufgewiesen hatten: So habe löslicher Kaffe der Marke Jacobs Krönung in Tschechien ein Drittel weniger Koffein enthalten als das in Deutschland gekaufte Produkt. Rama-Margarine wiederum habe in Deutschland zehn Prozent mehr Fett enthalten als Rama in Tschechien, sei dabei aber in Deutschland sogar noch billiger gewesen.
Die Lebensmittelkonzerne selbst verweisen in dem Zusammenhang meist auf angeblich unterschiedliche Geschmacksgewohnheiten und Präferenzen der Verbraucher. (nk)