Prag - Der Wahlsieg Donald Trumps in den amerikanischen Präsidentschaftswahlen wird von der tschechischen Regierung mit verhaltener Gelassenheit aufgenommen.
Regierungschef Bohuslav Sobotka (ČSSD) schrieb auf seinem Facebook-Profil, er gratuliere Trump zum Wahlsieg und dieser wisse immerhin, "im Gegensatz zu einigen seiner Vorgänger", wo die Tschechische Republik liege. Womit er offenbar auf die Tatsache anspielt, dass die erste Ehefrau des künftigen Präsidenten, Ivana, gebürtige Tschechin ist.
Er hoffe, so Sobotka, "dass die Vereinigten Staaten für unser Land und für Europa ein verlässlicher Partner und Verbündeter bleiben." Und: "Ich denke, dass es die größte Aufgabe des neuen Präsidenten jetzt aber sein wird, die große Spaltung der amerikanischen Gesellschaft zu überwinden, zu der er durch seinen aggressiven und populistischen Wahlkampf beigetragen hat."
Der tschechische Außenminister Lubomír Zaorálek (ČSSD), der sich derzeit in Südkorea aufhält, gratulierte dem Wahlsieger per Twitter und schrieb: "Offenbar beginnt eine neue Etappe der euro-atlantischen Beziehungen. Die Tschechische Republik und USA verbindet eine lange Freundschaft und strategische Partnerschaft, die, wie ich glaube, genauso erfolgreich fortgesetzt wird wie bisher."
Große Freude auf der Prager Burg, bei EU- und Islamgegnern
Der tschechische Verteidigungsminister Martin Stropnický (ANO) schrieb auf Twitter, einem demokratisch gewählten Präsidenten gebühre es, dass man ihm gratuliere. Für eine Bewertung von Donald Trump sei es jedoch noch zu früh.
Zugleich plädierte Stropnický für weniger Emotionen und mehr Rationalität in Bezug auf das Wahlergebnis, um dann selbst eine eher humorvolle Sichtweise einzunehmen: "Versuchen wir auf die Wahl von DT mit etwas Leichtigkeit zu blicken: seine drei Kinder aus erster Ehe sind zur Hälfte Tschechen und angeblich sprechen sie sogar Tschechisch. Das ist doch nicht umsonst."
Andrej Babiš (ANO), tschechischer Finanzminister und Milliardär, gratulierte Trump ebenfalls via Twitter und schrieb: "Ich habe nicht gedacht, dass er gewinnt, alle waren gegen ihn". Gestern noch hatte Babiš sich auf Twitter von Trump distanziert: "Ich unterstütze Trump wirklich nicht, auch wenn mich einige irrtümlich mit ihm vergleichen."
Etliche politische Akteure begrüßten jedoch auch ausdrücklich den Sieg Donald Trumps. An vorderster Stelle der tschechische Staatspräsident Miloš Zeman, der am frühen Nachmittag seine "große Freude" kundtat, als er mit einer entsprechenden Stellungnahme auf der Prager Burg vor die Presse trat und bekannt gab, den künftigen Staatspräsidenten nach Prag eingeladen zu haben.
Für Freude sorgte der Wahlsieg Donald Trumps auch bei Miloš Zemans Amtsvorgänger. Wie viele Gleichgesinnte verspricht sich der EU-Gegner und Migrationskritiker Václav Klaus von Trumps Wahlsieg positive Impulse auf Europa im Kampf gegen die "politische Korrektheit". (nk)