Prag - Eine vulgäre Geste des Premiers in Richtung Opposition sorgte am Freitag im Prager Abgeordnetenhaus für Ärger.
Während der Parlamentsdebatte zeigte Premier Mirek Topolánek (ODS) von der Regierungsbank aus den ausgestreckten Mittelfinger in Richtung linker Opposition.
Wie die Nachrichtenagentur ČTK (Prag) berichtet, war es zu der ganz und gar nicht staatsmännischen Geste gekommen, nachdem die Kommunisten die Anwesenheit des Premiers oder seines Stellvertreters bei der Aussprache gefordert hatten.
Als Topolánek tatsächlich in den Sitzungssaal eilte, erntete er mäßigen Applaus von der Opposition. Der die Sitzung leitende Jan Kasal (KDU-ČSL) scherzte daraufhin, der Premier möge den Applaus zu schätzen wissen. Doch der zeigte der Opposition stattdessen den ausgestreckten Mittelfinger.
Als der Fraktionsvorsitzender der Kommunisten, Pavel Kováčik, dem Premier mit einem Disziplinarverfahren im Mandats- und Immunitätsausschuss des Parlaments drohte, entschuldigte sich Topolánek für die vulgäre Geste. „Diese Geste bedaure ich tief“, so der Premier, „sie hat nicht Ihnen gegolten.“ Damit schien der peinliche Vorfall zunächst erledigt.
Später allerdings sorgte Topolánek erneut für Irritationen, als er in der Parlamentslobby davon sprach, die Geste habe eigentlich seinem Finanzminister Miroslav Kalousek (KDU-ČSL) gegolten und sei lediglich „nonverbale Kommunikation“ gewesen.
Kalousek bestätigte diese Version des Premiers dann sogar. Auf die Frage, was der emporgereckte Mittelfinger in der nonverbalen Kommunikation zwischen ihm und dem Premier bedeute, sagte Kalousek gegenüber der Tageszeitung Lidové noviny (Prag), Topolánek habe ihm signalisieren wollen, dass er die Nummer Eins sei. (nk/gp)