Prag - Mit einem "zweiten Sarajevo-Attentat" haben ODS-Abgeordnete gestern ihrem Parteichef Mirek Topolánek während der Fraktionssitzung gedroht.
Topolánek sah sich starker Kritik aus den eigenen Reihen ausgesetzt, allen voran aus der Prager ODS, nachdem er zuvor in einem Zeitungsinterview einige einflussreiche Politiker seiner Partei angegriffen und ihnen Mangel an Loyalität vorgeworfen hatte.
"Sarajevo" gilt in Tschechien seit elf Jahren als Synonym für den Sturz des Premiers durch die eigenen Leute. 1996 hatten sich unzufriedene ODS-Politiker von dem damaligen Parteivorsitzenden und Premier Václav Klaus abgewandt und die Freiheitsunion gegründet, während Klaus in Sarajevo auf Dienstreise war. Die Spaltung der ODS hatte den Sturz von Klaus als Premier zur Folge.
Ein solches Debakel konnte Topolánek gestern allerdings verhindern. Trotz des wachsenden Widerstands sicherte ihm die Fraktion am Ende der Sitzung geschlossen ihre Unterstützung zu. Der Parteichef entschuldigte sich für seine Äußerungen in der Presse und räumte ein, dass er "über das Ziel hinaus geschossen" habe. Die Kritik an Parteikollegen sei "möglicherweise zu scharf und zu persönlich" gewesen, so Topolánek. (gp/nk)