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Tschechien OnlineTschechien Online | Rubrik: Kultur | 19.4.2012
70 Jahre nach dem Heydrich-Attentat dokumentiert eine Ausstellung in Prag den Widerstand gegen die NS-Besatzung

Prag - Anlässlich des 70. Jahrestages des Heydrich-Attentats dokumentiert eine ambitionierte Ausstellung in Prag den Widerstand gegen die deutsche Besatzung während der NS-Zeit. Ausstellungsort ist der Nachbau eines Konzentrationslagers, das vom 16. Mai bis zum 19. Juni am zentralen Karlsplatz stehen wird.

Bei der Operation mit dem Decknamen "Anthropoid" wurde am 27.5.1942 der Stellvertretende Reichsprotektor Reinhard Heydrich verletzt und starb wenige Tage später.

Der größte Teil Tschechiens war von 1939 bis 1945 als "Reichsprotektorat Böhmen und Mähren" vom Deutschen Reich besetzt. Ausgenommen waren die bereits zuvor in Folge des Münchner Abkommens annektierten überwiegend von Deutschen bewohnten Grenzgebiete, das so genannte Sudetenland.

Ausgeführt wurde das Attentat von den tschechoslowakischen Widerstandskämpfern Jozef Gabčík und Jan Kubiš mit britischer Unterstützung. Sie waren zuvor in Westböhmen mit Fallschirmen abgesprungen und hatten sich nach Prag durchgeschlagen, wo sie im Untergrund den Anschlag monatelang planten.

Als Reaktion auf das Attentat starteten die Besatzer eine umfangreiche Verhaftungswelle. Im Rahmen der Vergeltungsmaßnahmen wurde das Dorf Lidice nordöstlich von Prag dem Erdboden gleichgemacht und die 172 männlichen Bewohner über 15 Jahre ermordet.

Frauen wurden zumeist zu Zwangsarbeit in Konzentrationslager verschleppt und viele Kinder zur "Germanisierung" an deutsche Familien gegeben. Im Oktober 1942 wurden im Konzentrationslager Mauthausen 252 Widerstandskämpfer und deren Angehörigen ermordet.

Veranstalter der Ausstellung ist der Verein Post Bellum. Der Zusammenschluss entstand 2001 auf Initiative tschechischer Journalisten und Historiker, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Aufzeichnungen historischer Ereignisse und Epochen zu archivieren.

Die Kopie eines Konzentrationslagers soll als Raum für Foto-, Text- und Audioinstallationen dienen. Im hölzernen Nachbau einer Lagerbaracke werden die Lebensgeschichten von siebzig tschechischen Widerstandskämpfern akustisch mit propagandistischen Radioaufzeichnungen des Reichsprotektorats vermischt. Die Besucher sollen so, durch Raum und Akustik, das Gefühl der Unterdrückung und Angst nachempfinden.

In einem weiteren Teil erinnern Fotos sowie Dokumente an Menschen, die Fallschirmspringer und Widerstandskämpfer versteckten oder Juden bei der Flucht halfen.

Die Gedenkstätte ist vom 16. Mai bis zum 19. Juni am Karlsplatz (Karlovo náměstí) in Prag zu besichtigen. (jf/gp)

Themen: Heydrich, Jozef Gabčík, Jan Kubiš, Ausstellungen, Protektorat

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