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Der Autor

Henning Bleyl ist 1969 in Karlsruhe geboren.1991 studierte er "Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis" an der Universität Hildesheim. Er absolvierte zu dem zwei Auslandssemester in Spanien und Italien. 1998 fertigte er seine Diplomarbeit mit dem Thema "Klassik als Propaganda-Medium? Zur politischen Funktion der Auslandsreisen der Berliner Philharmoniker für den NS-Staat" an.

Seit 2001 ist Henning Bleyl Kulturredakteur der "tageszeitung" (taz nord). Nebenbei ist er Dozent an mehreren Hochschulen wie z.B. der Hochschule Bremerhaven.

Henning Bleyl gewann schon mehrere Preise mit seinen Werken. Unter anderem gewann er 2016 den Publizisten Preis des dbv.

Im Internet: www.prager-literaturhaus.comwww.prager-literaturhaus.com | www.taz.dewww.taz.de
Bildnachweis:
© felderfilm
| | Panorama | 21.6.2017

Post-Pragtag (13)

Längst zurück in Bremen – aber Prag bleibt präsent. Ein älterer Kollege schenkt mir die Autobiographie von Vilém Fuchs, dem im Saarland geborenen Prager, der lange als Leiter der Kulturredaktion von Radio Bremen arbeitete. Eine extrem eindrucksvolle Lebensbeschreibung, samt aller Unfassbarkeiten der deutschen Besatzung.

Radka Denemarková kommt für eine Lesung nach Bremen, im Theater wird „Nationalstraße“ aufgeführt, auch „Angst essen Seele auf“ vom Nationaltheater Brünn und weiteres mehr – der Kulturaustausch Bremen/Prag ist bemerkenswert. Der deutsch-tschechische Kulturfrühling sprießt ebenfalls in Bremen und ermöglicht beispielsweise eine Diskussion mit Matěj Spurný von der Karlsuniversität, der sein Buch "Nejsou jako my" vorstellt. Woraus speist sich die Intensität der Achse Brünn-Prag-Bremen?

Wie immer hängt es an Personen, in diesem Fall vier Frauen, aber auch an Strukturen: An der Bremer Universität ist beispielsweise die deutschlandweit einzige Professur angesiedelt, die sich auf die Geschichte des Gebietes der heutigen Tschechischen Republik und der Slowakei fokussiert. Aber eben dieser Lehrstuhl soll nun abgewickelt werden. 654 UnterstützerInnen haben bereits auf Change.org eine Petition unterzeichnet, um das Rektorat zum Umdenken zu bewegen – weiterer Support aus Prag wäre da sicher willkommen (https://www.change.org/p/keep-the-chairs-for-cultural-history-of-east-ce...). Dass wir nicht weniger, sondern mehr fachliche Kompetenz benötigen, um uns der Wichtigkeit einer auch historisch gewachsenen Mitte Europas bewusst zu werden – das sollte gerade auch der Rektor der Bremer Universität begreifen.

Apropos Rektor: Gerade zockele ich mit der Schwarzwaldbahn in Richtung Konstanz – ein idyllisches Städtchen, zugleich ein Ort der Schande: Hier wurde Jan Hus verbrannt, der Prager Rektor und Reformator - trotz der Zusicherung freien Geleits zum Konzil. Immer, wenn ich hier bin, radele ich an der Wasserburg vorbei, wunderschön am Rand des Bodensees gelegen, in der Hus gefangen gehalten wurde - zusammen mit Hieronymus von Prag, der zur Verteidigung von Hus nach Konstanz gekommen war. Im Waldstück hinter der Burg sind immer besonders viele Nachtigallen zu hören.

Bildnachweis:
Henning Bleyl
bleyl@kultur-recherche.de

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