Prag - Dem modernen Stadtmenschen ist in seinem Alltag der enge Kontakt mit fremden Menschen nichts Ungewöhnliches. Überfüllte Metros in den Morgenstunden oder hektische Einkaufszentren am Feierabend prägen auch das Prager Stadtleben. Der enge Kontakt ist dennoch oft flüchtig und den überwiegenden Teil der Zeit nehmen wir in dem geordneten Chaos unsere Gegenüber kaum wahr. Glücklicherweise gibt es die Fotografie. Sie kann einzigartige Momente für die Zukunft festhalten.
Die Ausstellung "Blízkost‘", zu deutsch "Nähe", des tschechischen Fotografen Pavel Baňka stellt uns einige fremde Menschen aus einer ungewohnten Perspektive vor. Sie präsentiert Baňkas bisher unbekannte Nahaufnahmen, wozu bewusste Porträtaufnahmen, spontan entstandene Fotos als auch intime Bilder seiner Familie zählen. Der Großteil der Porträtierten nimmt in den Bildern direkten Blickkontakt mit dem Künstler auf. Auf diese Art entstehen als schlichte Begegnungen getarnte, psychologische Studien seiner Gegenüber. Die Bilder strahlen eine Lebendigkeit aus, der sich der Betrachter schwer entziehen kann und lassen einen Dialog zwischen Baňka und den Fotografierten erahnen. Die ungewöhnliche Intimität und Nähe der Bilder gibt seltene, spannende und manchmal irritierende Einblicke und lässt den Betrachter über die Geschichte der Porträtierten rätseln.
Pavel Baňka ist ein in Prag geborener Fotograf und Hochschullehrer, der in beiden Tätigkeiten bereits in den USA und England beschäftigt war. Er lebt und arbeitet in Prag, sowie an der Hochschule für Kunst und Design in Ústí nad Labem. Er verortet sich künstlerisch als Grenzgänger, dessen Werke die Realität zu übertreten scheinen und deren Motive ins Undefinierte und Unkonkrete übergehen. Mit dieser Ausrichtung bedient Baňka einen klassischen Topos der tschechischen Kunst und Kultur, als einer Grenzgängerin und Brückenbauerin zwischen verschiedenen Einflüssen aus Ost und West.
Die Ausstellung ist noch bis zum 7. Januar 2018 im Haus der Fotografie, einer Außenstelle der Prager Stadtgalerie, zu besichtigen. Von Dienstag bis Sonntag ist die Ausstellung für Besucher geöffnet. Am besten zu erreichen ist das Gebäude über die Tramhaltestelle Dlouhá třída. (taaa)