Prag - Wenn die Eliten Tschechiens sonntags in den Fernseh-Talkshows debattieren, geht es nicht selten robust zu. Was aber Ex-Innenminister Radek John gestern im Privatsender TV Prima darbot, stellt die Niveau-Latte der politischen Auseinandersetzung auf einen neuen Tiefststand.

Ziel seiner Verbalattacke war Finanzminister Miroslav Kalousek (TOP 09), der bei der Diskussionsrunde gar nicht anwesend war.

Kalousek sei ein notorischer "Primitivling" und "Säufer", der "eine Ohrfeige verdient hätte", zeterte der Vorsitzende der populistischen VV-Partei.

Was John so in Rage gebracht hatte, war die Anspielung des Moderators auf eine frühere Spitze Kalouseks an seine Adresse. Kalousek hatte die Amtsführung Johns kritisiert und in Frage gestellt, ob dieser in seinem Ministerium "überhaupt das Klo findet".

Daraufhin zeterte der VV-Vorsitzende los: "Herr Kalousek, der nicht einmal die Kloschüssel trifft, hat da überhaupt nicht hereinzuquatschen."

Anschließend bezeichnete er den Finanzminister als "vulgären Alkoholiker", für den das Abgeordnetenhaus mit Alkoholtestgeräten ausgestattet werden sollte. "Ein Alkoholiker, der besoffen ankommt, sollte gar nicht auftreten dürfen", beschloss der ehemalige Innenminister die Tirade gegen seinen früheren Kabinettskollegen.

Arbeitsminister Jaromír Drábek (TOP 09), von den Ausfällen gegen seinen Parteifreund sichtlich schockiert, wollte zu den Aussagen nicht Stellung beziehen. Er weigere sich, "auf dieses Niveau hinabzusteigen". Der Moderator beendete die Situation mit den Worten: "Herr John und Herr Kalousek werden die Angelegenheit untereinander wohl draußen vor dem Sendegebäude klären." (gp)