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Der Autor

Melina Maniura, Jahrgang 1995, studiert an der Karls-Universität Geschichte. An ihrer Heimatuniversität in Mannheim studiert sie Geschichte und BWL.

In ihrer Freizeit liest und kocht sie gerne und ist immer für einen Kaffee und ein Stück Karottenkuchen in einem der unzähligen Cafés in Prag zu haben.

Für prag aktuell ist sie seit Oktober 2017 als Redakteurin tätig und bloggt über ihren Alltag.

Bildnachweis:
Melina Maniura

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Ballett "Der Nussknacker" im Nationaltheater

Wie ich mich das Nationaltheater in Prag verzaubert hat

Mittlerweile bin ich schon 2,5 Monate in Prag und damit neigt sich mein Auslandssemester dem Ende zu. Erstaunlicherweise habe ich es dank meines wenig gefüllten Stundenplans geschafft, fast alle Punkte auf meiner Prag-To-Do-Liste zu erfüllen. Neben einem Tagesausflug nach Krumau (Český Krumlov), stand nur noch ein Besuch des Nationaltheaters aus.

Nachdem ich Ende November die Veranstaltungsankündigung für Tschaikowskis Ballett “Der Nussknacker“ geschrieben hatte, ging mir das Stück nicht mehr aus dem Kopf. Leider waren damals schon alle Aufführungstermine restlos ausverkauft gewesen. Deshalb schaute ich mir online das restliche Dezemberprogramm des Nationaltheaters an. Das "klassische" Theater fiel von Anfang an für mich weg, da diese Aufführungen fast ausschließlich auf Tschechisch präsentiert wurden. So blieben (die auch schon fast ausverkauften) Weihnachtskonzerte und Opern. Bei Opern habe ich immer noch die Vorstellung von eineinhalbstündigen Gejaule im Kopf und ich wollte nicht bestätigt werden. Also strich ich erst einmal das Nationaltheater von meiner Liste. Es blieb auch nicht mehr viel Zeit für einen Besuch, da am kommenden Wochenende mein Freund zu Besuch kam.

Am Donnerstagabend schaute ich dann voller Hoffnung noch einmal auf der Seite des Nationaltheaters vorbei und tatsächlich waren vier Plätze im Parkett und drei in der Loge frei geworden. Eine kurze Google-Recherche verriet mir, dass man bei Logenplätzen nach kurzer Zeit Nackenschmerzen bekam, da man immer seinen Kopf nach links bzw. rechts drehen musste. Zugegebenermaßen waren 1100 Kronen (ca. 43 €) für mich als Studentin sehr viel Geld, allerdings würde ich diese Gelegenheit auch nicht mehr so schnell bekommen. Also bestellte ich die Tickets, was dank englischer Seite sehr einfach war. Die Tickets druckte ich aus; man kann diese aber auch an einer der Verkaufsstellen des Nationaltheaters abholen. Ich schrieb noch schnell meinem Freund, dass er doch bitte seinen Anzug mitbringen solle und der Theaterabend war geplant.

Am nächsten Abend putzten wir uns also raus - ich wüsste nicht wann wir das letzte Mal so schick ausgesehen hatten - und machten uns auf zum Theater. Zuerst war mein Freund noch etwas skeptisch. Er war der Meinung, dass vor allem er im Anzug overdressed wäre. Doch weit gefehlt. Am Eingang zeigten wir unsere Tickets vor und wurden gebeten, unsere Jacken an der Garderobe abzugeben. Spätestens dort verflogen die Zweifel. Vom Frack über Pelzmäntel bis hin zu Fascinator war hier alles vertreten. Sogar Mädchen trugen Kleidchen mit Diademen und Jungen Anzug mit Hut.

Beim Betreten des Saals verschlug es uns die Sprache. Die 40 € waren allein schon den Anblick wert. Komplett in Rot und Gold gehüllt und mit einem riesigen Deckenleuchter bestückt, wirkt der Saal sehr beeindruckend. Vor der Bühne befindet sich der versteckte Orchestergraben, der so für beste Akustik sorgte.

Um Punkt 19 Uhr gingen die Lichter aus und der rote Vorhang wurde geöffnet. Das Ballett war eine neu komponierte Version des Klassikers. Die Geschichte des Originals, die auf E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Nussknacker und Mausekönig" basiert, verknüpfte der Choreograph mit der Erzählung "Eine Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens. Ich empfehle jedem, der plant, das Stück zu besuchen, vorher noch einmal die Zusammenfassungen der Geschichten durchzulesen. Während ich alle Teile der Weihnachtsgeschichte erkannt habe, kam mir der Nussknacker ein wenig zu kurz. Nach einer Stunde gab es eine kurze Unterbrechung, nach welcher es noch einmal eine Stunde weiterging.

Besonders fasziniert haben mich das Bühnenbild und natürlich die Tänzer. Überraschenderweise wurde uns beiden nicht langweilig. Das Stück spannte einen roten Faden und schaffte es, uns immer wieder mitzunehmen. Für mich war der Theaterabend ein totaler Erfolg. Es war eine gute Gelegenheit sich einmal richtig schick zu machen und in eine andere Welt abzutauchen. Das Nationaltheater hat mich verzaubert- der Geist der Weihnacht wurde menschlich und welche bessere Vorbereitung auf die Festzeit soll es geben? Wer also mal etwas anderes als einen Abend im Kino verbringen will, sollte auf jeden Fall einmal das Prager Nationaltheater besuchen! 

Externer Link: www.narodni-divadlo.czwww.narodni-divadlo.cz
Bildnachweis:
Národní divadlo - Nationaltheater
Národní 2
110 00
Praha 1
Hauptstadt Prag (Hlavní město Praha)
Tschechische Republik
info@narodni-divadlo.cz
+420 224 901 448

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