Um 16.00 Uhr ist es um diese Jahrszeit bereits sehr dunkel. Trotzdem entchließen wir uns an diesem Dienstag im November dazu, einen weiteren Asiamarkt in Prag zu durchqueren, gelegen im Stadtteil Holešovice, unweit der Metrostation Vltavská. Schon aus der Tram, mit der wir eine Station fahren, erkennen wir das ummauerte Areal der Prager Markthallen (Pražská tržnice). Blicken wir zur anderen Seite aus der Tram, erstreckt sich vor uns in voller Pracht die Moldau.
Wir steigen aus, gehen durch ein Tor und an einer Autoschranke vorbei. Dann geht es weiter an einigen Hallen vorbei. Viel zu sehen gibt es bis jetzt noch nicht, denn, wie erwähnt, ist es bereits äußerst dunkel und vergleichsweise spät, um einen Markt zu besuchen. Für alle Feilschlustigen also die Empfehlung: Besuchen Sie den Markt zu einer früheren Tageszeit.
In unweiter Ferne visieren wir ein Schild über einem Geschäft, mit der roten Aufschrift "Army". Als wir daran vorbeikommen und einen Blick hineinwerfen, treffen unsere Augen auf Tarnhosen, Helme und Tarnjacken. Wir spazieren weiter. Um die Ecke erkennen wir, dass hier der eigentliche Markt beginnen muss, denn Reihe an Reihe stehen Stände, Händler schlängeln sich hinter ihren Ladentischen hervor, Gäste probieren sich an der asiatischen Küche. Zwischen den hiesigen Markthallen Prags, die stark an den Stil von Fachwerkhäusern erinnern, ergibt sich somit ein Anblick, der an eine Mischung aus Weihnachtsmarkt, Jahrmarkt und Basar erinnert, mag der Aspekt des weihnachtlichen auch unserer späten Ankunftszeit verschuldet sein.
Tatsächlich erfahre ich, dass das Areal mit seinen Gebäuden und Hallen denkmalgeschützt ist. Während wir an den Ständen vorbeischlendern, sich mein Blick weniger schärfend auf die Kleidung, als viel mehr sensationssuchend auf die Waffen fokussiert, gelangen wir schnell an unser Ziel. An einem Stand bleiben wir stehen. Hier liegen Messer, Handschellen, Baseballschläger, Schlagringe, Wurfsterne, Teaser und noch so einiges mehr, was das Schwarzmarktherz begehrt. Die Verkäuferin, die unsere interessierten Blicke erkennt, kommt von einem Schwätzchen zwei Stände weiter dahergelaufen, schnappt sich eine Taschenlampe, macht sie an, während ich erschrocken zurückweiche. Denn tatsächlich zeigt die Taschenlampe keinen Lichtstrahl: viele kleine Lichtblitze in Grellgelb-Blau und ein Geräusch, das an Polizeieinsätze amerikanischer Serien erinnert, gleitet mir in die Gehörgänge. "No thanks" sagen wir noch etwas irritiert und gehen weiter. Die Verkäuferin lacht.
Auf meinem Weg an den Ständen vorbei winkt mir so manche goldene Winkekatze zu. Wir halten an einigen Essenständen, hier werden Suppen, asiatische Nudeln und sogar Burger und Kebab angeboten. Die günstigen Angebote gibt es schon ab 30 Kronen. Sehr einladend sehen die Imbisse zwar nicht aus, allerdings bieten einige die Möglichkeit, drinnen zu sitzen und somit der Kälte für einen Moment auszuweichen. Das Areal bietet auch einige Supermärkte und andere Läden, sogar ein Einrichtungsgeschäft sehen wir.
Alles in allem: Der Markt ist sehr leicht zu erreichen, da er sehr nahe an der Metrostation liegt. Das alte Areal ist sehr schön und zu einer helleren Tageszeit sicher auch ohne den Markt einen Anblick wert. Anders als auf dem Sapa sind hier sehr viele Stände draußen und auch nah aneinander. Der Markt ist sehr vielfältig, hält somit für jeden etwas bereit und ist auf jeden Fall eine "Reise" wert. Auf dem Gelände sollen sich zudem mehrere Märkte befinden, darunter auch ein Bauernmarkt. Ein Besuch lohnt sich.